Adidas provoziert Shitstorm zur WM - Faktenkontor Adidas provoziert Shitstorm zur WM - Faktenkontor

Adidas provoziert Shitstorm zur WM

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Das Bild ist martialisch: Daniels Alves (Spanien), Arjen Robben (Niederlade) und Diego Costa (Spanien) strecken dem Leser „ihr“ Herz entgegen. Dieses Foto ist Teil der Adidas-Kampagne „All in Or Nothing“ von Adidas. Die Botschaft: Die Fußballer geben ihr Herz für ihr Land. Weitere Fotos zeigen Podolski, de Rossi und Gerrard. Die Tierschutzorganisationen laufen Sturm gegen die WM-Kampagne. So postet Animals United zu Podolskis Werbeauftritt auf Facebook: „Der Nationalspieler hält ein blutiges Herz in der Hand und stammelt patriotisch: „Für die ‪#‎WM‬ gebe ich mein Herz!“. Es ist aber nicht sein ‪#‎Herz‬, sondern das einer getöteten ‪#‎Kuh‬. Mit dem Tod unschuldiger Tiere wirbt und spaßt man nicht.“ Inzwischen wird sogar gemunkelt, Adidas hat absichtlich den Shitstorm losgetreten. Lesen Sie, was das Kalkül dahinter sein könnte.

Nationalspieler Lukas Podolski hatte in der Bild am Sonntag bereits vorab verraten, das er beim Fotoshooting ein Rinderherz in den Händen gehalten hatte. „Ich habe bei dem Shooting keinen Ekel empfunden. Es zeigt mein Versprechen, mein Herz für den WM-Titel zu geben. Wir werden uns für Deutschland zerreißen!“ Diese Ansage soll emotionalisieren und Fans begeistern – das beste Umfeld für Sponsoren wie Adidas.

Doch die Tierschutzorganisationen machten Adidas einen Strich durch die Rechnung. Kurzerhand kursierten abgewandelte Werbemotive mit der Kuh „Ella“.

Adidas Shitstorm Kuh

Die Alarmmeldung der Tierschützer hatte Erfolg. In Social Media sammeln sich fleißig empörte Kommentare. Positive Stimmen sind hingegen extrem selten. Die Medien greifen das Thema flächendeckend auf, zum Beispiel die FAZ, Spiegel online oder Welt. Sollten es die Adidas-Kommunikatoren auf eine Verbrüderung der Fans mit ihren Nationalspielern abgesehen haben, ging das Kalkül gehörig schief.

Derweil wird spekuliert, dass Adidas absichtlich den Shitstorm riskiert hat. Frei nach dem Motto: Hauptsache Aufmerksamkeit. Shitstorms und Boykott-Aufrufe verklingen schnell. Das passt gut in die Zeit, denn zunehmend wird kritisch diskutiert, ob die virtuellen Empörungswellen überhaupt nennenswerte Folgen für die betroffenen Unternehmen haben.

Adidas zeigt sich abgeklärt: „Das Herz wurde regulär in einem Metzgerei-Fachgeschäft gekauft und war für Kunden im Laden erhältlich.“ Dass damit die Vorwürfe der Tierschützer in keiner Weise entkräftet werden, irritiert den Sportartikelhersteller offensichtlich wenig.

Bleibt eine Frage: Sind Shitstorms wirklich so ungefährlich, dass wir sie für Marketingeffekte riskieren sollten? Nicht, wenn das Unternehmen häufiger solcher Empörung ausgesetzt ist. Steter Tropfen höhlt den Stein. Adidas ist bereits mit anderen Aktionen auffällig geworden. So musste Adidas im Februar Sex-T-Shirts vom Markt nehmen. In den USA geriet Adidas mit dem „Sklaven-Schuh“ in die Kritik – ein Schuh mit Fußfesseln.

sklaven schuh adidas

Nike stellt es geschickter an: Sein Clip „Winner stays“ wurde mehr als 71 Millionen Mal im Internet angesehen und zählt zu den am häufigsten geteilten Filme des Jahres. Auch für Shitstorms gilt der alte Spruch der Krisenexperten: Wenn mit Scheiße geworfen wird, stinkt’s. Da gewinnt keiner.

Jörg Forthmann

Jörg Forthmann
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