Alles tinder oder was? Wie die Dating-App die Unternehmenskommunikation revolutioniert - Faktenkontor Alles tinder oder was? Wie die Dating-App die Unternehmenskommunikation revolutioniert - Faktenkontor

Alles tinder oder was? Wie die Dating-App die Unternehmenskommunikation revolutioniert

Schöne neue Welt – alles, was mich interessiert, findet seinen Weg zu mir. Was ich blöd finde, wische ich weg. Das Prinzip der lernenden Smartphone-Applikation, die bei in der Dating-App Tinder in Bezug auf romantische und sexuelle Kontakte längst bewährt ist, wird immer häufiger von anderen Anbietern eingesetzt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir per „Wisch & Weg“ im Vorbeigehen selbst bestimmen, welche Inhalte – auch und vor allem von Unternehmen – ihren Weg zu uns finden.

Dating-Börsen können süchtig machen – vor allem, wenn sie so einfach funktionieren wie die Tinder-App, davon berichtet z.B. die WELT. Ein Grund dafür ist, dass es extrem einfach ist zu bewerten, was beziehungsweise wer einem gefällt, und diese Präferenz bei der Auswahl neuer Kontaktvorschläge maßgeblich berücksichtigt wird. Ziemlich viel von dem, was mir vorgeschlagen wird, ist also wirklich interessant für mich, und zwar ganz konkret in Bezug auf einen wichtigen Lebensbereich. Dieses Prinzip ist durch amazon-Kaufempfehlungen längst bekannt. Doch im Gegensatz zu amazon interagieren Apps wie Tinder kontinuierlich mit dem Nutzer und lernen die Vorlieben immer besser kennen. Außerdem ermöglichen sie den direkten Kontakt mit dem Objekt der Begierde. Zwei Apps geben einen Vorgeschmack, in welche Bereiche dieses Lernprinzip noch vordringen kann.

Das Tinder-Prinzip für weitere Lebensbereiche

HeuteinHamburg_App

„Heute in Hamburg“ ist zum Beispiel eine App, die nur auf den ersten Blick ein Veranstaltungskalender ist. Der Nutzer bekommt Vorschläge für Veranstaltungen, die durch eine Bewertungsfunktion immer besser auf ihn zugeschnitten werden – und zwar nicht durch eine umständliche Sterne-Verteilung, sondern durch simples „Wisch und weg“. Und mit einem Klick sind Bekannte eingeladen.

Auch im Bereich der Jobsuche gibt es inzwischen Tinder-artige Anwendungen: Die App Truffls liest Nutzerinfos aus bestehenden Jobbörsen-Profilen aus und vergleicht sie mit den in der App verfügbaren Jobangeboten. Der Nutzer entscheidet per Klick, ob er ein vorgeschlagenes Angebot interessant findet – wenn ja, wird ein automatisch generiertes Kurzprofil an die Firma geschickt, die Interesse signalisieren kann. Der Nutzer bekommt darüber Bescheid und kann sich nun offiziell bewerben oder Kontakt aufnehmen – mit der Sicherheit, dass er gute Chancen hat. Zwar attestiert das Mobile-Fachmedium connect der App noch Schwächen – doch wurde die App allein im Google Playstore über 10.000 Mal heruntergeladen.

Truffls

Apps mit Mehrwerten ermöglichen direkten Zugang zu Zielgruppen

Was bedeuten diese Beispiele für die Unternehmenskommunikation? Wenn ein Nutzer konkretes Interesse an einem Thema hat und sie einen unmittelbaren Bezug zu seiner Lebenswelt aufweist, ist er bereit, sich eine App eines Unternehmens herunterzuladen und kontinuierlich mir ihr zu interagieren. Unternehmen können sich mit ihren Angeboten und Inhalten in bestehende Applikationen einreihen – doch noch besser: Selbst Applikationen mit Mehrwert für den Nutzer entwickeln.

Über eine Swipe-Funktion bewertet der Nutzer die Inhalte und bekommt so immer passgenauere Informationen. Dabei haben lokale Informationen die beste Aussicht auf Erfolg. Und es sollte die Möglichkeit der direkten Interaktion geben. Thematisch ist alles möglich, von Finanzen über Gesundheit bis hin zu Mode oder Tierfutter. Wichtig ist der konkrete Bezug zur Lebenswelt – und natürlich eine gute Bewerbung der App. Denn die Inhalte finden den Nutzer leider noch nicht von selbst. Ein „telling name“ für die App, um sie im Store leicht zu finden, kann aber helfen.

Bei der Entwicklung geeigneter Applikationen ist jetzt Schnelligkeit gefragt, denn der mobile Desktop der Nutzer ist begrenzt – neben der App eines Konkurrenten ist kein Platz. Wer jetzt glaubt, dass eine App mit klassischer Kommunikation nichts zu tun hat, irrt – denn auch hier kommt es stark auf guten Content an. Ob Newsbeitrag oder Tipp, Infografik oder Video – jemand muss  Inhalte generieren und sie zielgruppengerecht aufbereiten. Auch wenn das Unternehmen über die App eine Community betreibt und Nutzer mit bestimmten Interessen zusammenbringt, sollte es durch regelmäßige News auf sich und seine Angebote aufmerksam machen.

Von Juliana Hartwig

 

Juliana Hartwig
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