Apple: Kultmarke mit angeschlossenem Saustall - Faktenkontor Apple: Kultmarke mit angeschlossenem Saustall - Faktenkontor

Apple: Kultmarke mit angeschlossenem Saustall

Krisen-PR: Die Apfel-Company stellt sich ihren Imageproblemen – wieder mal

Krisen-PR AppleApple ist die Inkarnation des Kults. Schlechte Arbeitsbedingungen in der US-Firma oder bei chinesischen Zulieferern schienen ohne Folgen zu bleiben. Umweltskandale ebenso. Doch nun stagnieren die Verkaufszahlen oder gehen zurück. Und siehe da: Apple macht plötzlich auf öko.

Gestern ist wieder einmal eine dieser lang angekündigten, mysteriösen Apple-Produktpräsentationen gewesen. Doch statt effektheischender Produktshow tritt Tim Cook auf die Bühne und kündigt den 40. Firmengeburtstag am 1. April an. Im Fokus stehe aber der Kunde, für den die Amerikaner ein „zutiefst persönliches Gerät“ herstellen (darüber lohnt es sich, mal nachzudenken…). Dementsprechend groß sei die „Verantwortung“ von Apple. Und das ist offensichtlich das neue Zauberwort von Apple im Kampf um das Bewahren der Kultmarke: Verantwortung.

Über Jahre hinweg hat es laufend Skandalberichte zu Arbeitsbedingungen bei Apple und seinen Lieferanten gegeben. Umweltschäden wurden der US-Company nachgesagt. Und tatsächlich: Mit einem Weißbuch zu den Arbeitsbedingungen in China schien Apple die Zeichen der Zeit erkannt zu haben – dumm nur, dass die Berichte über die Arbeitsbedingungen in den chinesischen Zuliefererbetrieben nicht besser wurden. Apple-Jünger verwiesen mit Stolz darauf, dass all das der Kultmarke keine Schramme zufügen konnte. Weit gefehlt. Der stete Tropfen… Die Absatzzahlen in den wichtigen Produktsegmenten stagnieren oder sind sogar rückläufig. Egoismus und Narzismus sind eben langsam wirkende Gifte bei Kultmarken.

Deshalb trat gestern Lisa Jackson nach Cook auf die Bühne, die Vizepräsidentin für Umwelt. Sie postuliert: Mit über eine Milliarde aktiver Apple-Geräten trägt das Unternehmen eine große Verantwortung bei der Bewältigung der Klimaprobleme. Deshalb sollen „so bald wie möglich“ alle Fabriken, Rechenzentren und Läden mit erneuerbarer Energie versorgt werden. Die Verpackungen sind zu 99 Prozent aus recyceltem Material oder aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Außerdem startet der Konzern ein riesiges Recycling-Programm für Apple-Altgeräte. Dazu gibt es eigens einen Film mit dem Recycling-Roboter „Liam“, der alte iPhones & Co in Einzelteile zerlegt.

Krisen-PR Apple2Das Ganze garnierte Cook mit einem klaren Bekenntnis zum Datenschutz, was die Vermutung verstärkt, dass die aktuelle Auseinandersetzung mit dem FBI eben auch eine wunderschöne Projektionsfläche ist, Verantwortung für die Daten der Kunden zu demonstrieren.

Was gefehlt hat, sind Aussagen zu besseren Arbeitsbedingungen. Was auf den ersten Blick angesichts der vorhandenen Probleme enttäuscht. Aber das wäre wohl eher negativ aufgestoßen. Denn die zuletzt geäußerten Lippenbekenntnisse sind allzu offensichtlich nicht wahr geworden.

Ach so: Neue Produkte wurden gestern auch gezeigt. Neue Armbänder für die Apple Watch (darauf hat die Welt gewartet) und das neue iPhone SE mit kleinerem Bildschirm (das technologisch nicht über die 6s-Generation hinausschießt). Außerdem gibt es eine kleine Version des iPad Pro. Das war’s.

Jörg Forthmann

Jörg Forthmann
Posted inKrisen-PR Blog: MediengauTags: ,

Diesen Beitrag kommentieren:

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert