Vier Lehren für die Krisen-PR aus dem Olympia-Nein - Faktenkontor Vier Lehren für die Krisen-PR aus dem Olympia-Nein - Faktenkontor

Vier Lehren für die Krisen-PR aus dem Olympia-Nein

Das „Nein“ der Hamburger ist nicht irgendeine Absage. Es ist die neue, gefährliche Welt der Krisenkommunikatoren.

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Die Hamburger haben mit 51,6 Prozent gegen Olympia gestimmt. Gesiegt hat eine kleine Truppe zersplitterter Olympia-Gegner. Ohne Schlagkraft. Weitgehend ignoriert von den Hamburger Medien.  Diese Krise hat jedoch nichts mit der Schwäche der Gegner und der vermeintlichen Stärke der Verteidiger zu tun. Sie zeigt die neuen Risiken der Krisen-PR.

Das Handelsblatt titelt „Willkommen im neuen Nein“ und liefert eine gute Analyse, was in Hamburg passiert ist – und was Krisenkommunikatoren daraus lernen könn

Erste Lehre: Gegenöffentlichkeit nicht ignorieren

„In Deutschland – das zeigt der Olympia-Fall – ist mittlerweile eine wachsende Gegenöffentlichkeit entstanden, die vom Establishment nicht mehr ignoriert werden darf. Was diese Gegenöffentlichkeit so komplex und unberechenbar macht: Sie ist als Resonanzraum einer modernen Zivilgesellschaft politisch nicht mehr klar verortbar. Mal kämpft sie als Allianz der „Wutbürger“ gegen Stuttgart 21, mal pöbelt sie sich als Pegida durch Dresden. In Hamburg sagte sie nun eben Nein zu Olympia … vor zwei Jahren übrigens erlebte München das gleiche Debakel schon bei der Abstimmung über die Winterspiele.“, schreibt das Handelsblatt. „Diese neue außerparlamentarische Opposition findet und erfindet sich – je nach Thema – immer wieder neu. Ein Schwarm, von Inhalten geformt. In aktuellen und noch nicht final entschiedenen Debatten wie TTIP könnte sich das für die Regierenden noch rächen.“

Zweite Lehre: Macht der Meinungs-Eliten ist erodiert

Über Wochen befeuerten „Hamburger Abendblatt“ (Funke), die Regional-„Bild“ und -„Welt“ (Axel Springer), „Hamburger Morgenpost“ (DuMont) und Radio Hamburg die Olympia-Begeisterung der Hamburger. Kritische Stimmen wurden so weit wie möglich ignoriert. Dabei haben schon früh Analysen – unter anderem vom Faktenkontor – gezeigt, dass die „wahre“ Begeisterung in der Hansestadt deutlich verhaltener war als publiziert.

Dritte Lehre: Sport hat seine Glaubwürdigkeit verloren

Der Sport hat Unschuld und Glaubwürdigkeit verloren. „Seit DFB-Skandal, Fifa-Debakel und immer neuen Dopingaffären ist das Geschäft endgültig als Altherren-Geschacher einer Riege undurchsichtiger Funktionäre diskreditiert.“ Gegen diese Erkenntnis wehren sich noch die Olympia-Funktionäre, denn sie sind das personifizierte Problem. Die Menschen sehen das und lehnen diese unmoralischen Instanzen ab.

Vierte Lehre: Menschen haben andere Probleme

„Wir erleben eine Ära neuer Grundsatzfragen. In den vergangenen Monaten hat sich nicht nur in der vom Flüchtlingsproblem besonders betroffenen Hansestadt Hamburg die Stimmung gedreht. (…) Wer schon die Kosten einer Elbphilharmonie nicht bewältigt und bei der Olympia-Finanzierung mehr Fragen als Antworten produziert, muss sich nicht wundern, wenn er keine Mehrheit findet. Von drohenden Terrorgefahren ganz zu schweigen – die Menschen haben gerade andere Probleme. „, analysiert das Wirtschaftsblatt.

Die Menschen wehren sich im Schwarm-Widerstand. Subtil, unorganisiert, nicht fassbar, aber einig im Geist. Für Krisenkommunikatoren erwächst daraus die Aufgabe, Wege zu finden, diese Schwarm-Meinung zu beeinflussen. Klassische Ansätze versagen dabei.

Jörg Forthmann

Jörg Forthmann
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