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Krisen-PR: Die 7 sichersten Methoden, sich in den Medien gnadenlos zu blamieren

Oder: Wie sich die Gema mit einem Swingerclub-Tarif unnötig lächerlich macht

Krisen-PR: Die 7 sichersten Methoden, sich in den Medien gnadenlos zu blamieren

Es gibt todsichere Methoden, um sich in den Medien bis auf die Knochen zu blamieren. Lesen Sie hier, wovor Sie Ihren Chef unbedingt warnen sollten. Bei der Gema ist es übrigens zu spät. Dort hat man den Swingerclub-Tarif erfunden – das musste schief gehen.

„Sobald Musik in der Öffentlichkeit läuft, kassiert die Verwertungsgesellschaft ihre Gebühren. Für Bordelle und Co. gilt nun ein neuer Tarif. Natürlich glänzt auch er mit bürokratischer Finesse“, schreibt Die Welt süffisant. Die Gema lobt sich gleich selbst für diese heldenhafte bürokratische Erfindung: So werde die Abrechnung und Lizenzierungspraxis in Swingerklubs, FKK-Klubs, Laufhäusern und ähnlichen Etablissements vereinfacht. Obendrein könne der etwa 120 Personen zählende Außendienst der Verwertungsgesellschaft die Kunden nun leichter beraten. Man stelle sich das bildlich vor, wie der ohnehin hoch beliebte Außendienstmitarbeiter der Gema vor den Luden der Nation steht und freudestrahlend den neuen, kundenfreundlichen Tarif vorstellt…

Die Gema stellt ihren neuen Tarif unfreiwillig selbst in Frage. Weil die Zahl der Betriebe „im Vergleich zu anderen Branchen eher überschaubar“ sei, finde die Information der Kunden über den Bundesanzeiger (offensichtlich die bislang unentdeckte Lieblingslektüre des Rotlichtmilieus) statt. Es wird also ein neuer Tarif für Ausnahmefälle in der Gebührenpraxis erfunden. Der Preis dafür ist hoch: Die ungeliebte Gema wird für diesen Bürokraten-Coup ausgelacht. Recht so.

Es gibt 7 Fettnäpfchen, die Topmanager und ihre (Krisen-) Kommunikatoren unbedingt meiden sollten:

1. Sex & Liebe

Wie es die Gema musterhaft vorführt, sind Sex & Liebe für die allermeisten Unternehmen völlig ungeeignet für die Kommunikation. Wenn überhaupt, ist es eine Gratwanderung – auf die man besser verzichtet. Singleportale und Kondomhersteller ausgeschlossen.

2. Öffentliche Affäre

Nah dran, aber doch noch mal eine eigene Rubrik sind öffentliche Affären, oder Affären, die unfreiwillig öffentlich werden. Auch wenn es spießig klingt, die Deutschen mögen keine verheirateten Manager, die sich ein „junges Ding“ als Geliebte gönnen, und sei die Beziehung noch so redlich. Beziehungen mit Mitarbeiterinnen sind ebenfalls gefährlich. Üblicherweise sehen Journalisten über diese Ausflüge der Liebe gerne hinweg, doch wenn sich Topmanager mit ihren neuen Frau öffentlich zeigen, sind sie zum Abschuss freigegeben.

Weibliche Topmanager fallen seltener mit öffentlichen Affären auf. Leider werden sie dann umso schneller Gegenstand der Medienberichterstattung. Die moralischen Maßstäbe sind eben für Frauen immer noch andere …

3. Prominenz

Was tut man, wenn so gar kein Journalist ein Jubiläum, eine Firmenfeier oder irgendein anderes Event einer Firma mit Berichterstattung würdigt? Richtig, man lädt sich einen oder mehrere Prominente ein. Die wirklich wertvollen und effektheischenden Promis geben sich dafür nicht her, und so kommt es, dass Dieter Bohlen & Co. den eilig ausgerollten roten Teppich betreten. Es würde sich lohnen, vorher darüber nachzudenken, welche Überschrift Journalisten in Verbindung mit diesen Promis wohl erfinden werden. Mit ein bißchen Phantasie finden sich genug Gründe,  die Gästeliste wieder zu bereinigen.

4. Drama

Medien lieben Drama und Konflikt. Seien es Erbstreitigkeiten, unerhört hohe Geldforderungen vom oder an das gescheiterte Ex-Management, öffentlich ausgetragene Zwistigkeiten im Vorstand, oder – noch besser – mit den Betriebsräten. All das ist eine Steilvorlage für die Medien, nur dass garantiert keine gute Berichterstattung dabei herauskommt. Der Kommunikator des Hauses ist in der Regel in einer unglücklichen Rolle, denn die beteiligten Hasadeure hören nicht auf gut Ratschläge und sind Adrenalin-geputscht. Die gute Botschaft für Pressesprecher ist lediglich: Normalerweise lösen sich diese Dramen mit personellen Konsequenzen im Topmanagement wieder auf. Ein echtes Drama eben.

5. Reichtum

Reichtum hat große Ähnlichkeit zu öffentlichen Affären. Eigentlich hätte man auch gerne so viel Geld, aber das Publikum gönnt es den Managern nicht. Vor allem, wenn der Reichtum vorgeführt wird. Antipol hierzu sind die Gebrüder Albrecht: Sie gehörten zu den reichsten Deutschen, pflegten aber in der Öffentlichkeit den Eindruck der Sparsamkeit und Bodenständigkeit. Der Trick dahinter ist simpel. Es gibt von den beiden kaum öffentliche Berichte. Wenn dann mal den Journalisten ein Brotkrumen hingeworfen wird – Sehr her! Die Albrechts sind so reicht, aber knausern immer noch mit ihrem Geld – wird diese vermeintliche Skurilität gerne verbreitet. Was wir normalerweise erleben, ist das Gegenteil: Das demonstrative Vorführen von Geld und Macht. Mit teuren Uhren und Autos, Champagner beseelten Empfängen und Bildern von der Yacht im Mittelmeer. Schön für die fleißigen Manager, schlecht für die Reputation. Neid ist nicht gerecht.

6. Arroganz

Menschen suchen Menschen, zu denen sie auschauen und die sie bewundern können. Diese Vorbilder geben Halt und Orientierung. Und sie vermitteln die Sicherheit, dass es eben doch noch gute Menschen an der Spitze von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft gibt. Ex-Bundespräsident Gauck ist ein Musterbeispiel für diese bewunderten Menschen. Die Sehnsucht nach der tadellosen Elite schlägt allerdings sofort in hemmungslose Missachtung um, wenn die Ansprüche an die Menschen in Führungsposition verletzt werden. Vor allem, wenn es um menschliches Fehlverhalten geht. Am stärksten bestraft wird Arroganz, weil sie die Abgehobenheit der „oberen Zehntausend“ zeigt und als extrem unsympathisch wahrgenommen wird. Das Publikum mag es nicht, wenn ein arroganter Schnösel sich selbst erhebt. Wenn schon, muss man sich das tapfer in den Augen der Öffentlichkeit verdienen. Topmanager neigen mitunter zur Arroganz, weil sie allenorten hofiert werden. Das deformiert den Charakter. Gute Kommunikationschefs sensibilisieren rechtzeitig für diese Schwäche.

7. Originalität & Kuriosität

Wenn es so gar keinen Nachrichtenaufhänger gibt und Prominente (zu Recht) nicht gewollt sind, greifen Kommunikatoren und Marketingchefs gerne zur Inszenierung. Originalität und Kuriosität sind in der Tat ein Nachrichtenfaktor, der gut funktioniert. Doch auch hier gilt: Es ist eine Gratwanderung. Der Ryanair-Chef Michael O’Leary reitet gerne diese Masche, und hat sich oft genug blamiert. Sein Vorteil ist, dass er sich offensichtlich das Schämen abgewöhnt hat.

Jörg Forthmann

Jörg Forthmann
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