Krisen-PR: Wie Whistleblower-Plattformen zum Gau werden - Faktenkontor Krisen-PR: Wie Whistleblower-Plattformen zum Gau werden - Faktenkontor

Krisen-PR: Wie Whistleblower-Plattformen zum Gau werden

3 Abwehrstrategien am Beispiel von Football Leaks

Krisen-PR Football LeaksFootball Leaks ist ein wunderbares Beispiel für die neue Ära der Krisenkommunikation: Unbekannte veröffentlichen vertrauliche Verträge und Informationen aus dem Profi-Fußball und werden zur glaubwürdigen Quelle für recherchierende Journalisten. Dieses Strickmuster könnte Ihnen morgen auch begegnen. Wie Sie sich dann wehren sollten, lesen Sie hier.

Football Leaks ist eine Enthüllungs-Plattform mit einer Mission, die gut in die Zeit passt: die windigen Geschäfte im Fußball aufdecken. Auf der Webseite finden sich Verträge und geheime Dokumenten von Spielerberatern, Investoren und Vereinen. Offensichtlich bedienen sich Fußball-Insider der Plattform für ihre Zwecke.

Für Krisenkommunikatoren lohnt sich der Blick auf Leak-Webseiten wie diese, denn sehr viele Krisen werden von ehemaligen oder derzeitigen Mitarbeiter und Führungskräften ausgelöst. Für sie ist es ein Leichtes, eine Leak-Plattform zu launchen und mit pikantem Material zu füllen. Bei Journalisten sind diese Whistleblower-Plattformen mittlerweile akzeptiert; erschreckend unkritisch werden sie in der Recherche genutzt.

Perpetuum mobile der Krisen-PR

Obendrein bietet eine Leak-Plattform die Chance, dass weitere Frustrierte kompromittierendes Material beisteuern. So auch bei Football Leaks. Die anonymen Macher verkündeten gerade gegenüber dem Spiegel eine sechsmonatige Pause:

Mittlerweile habe sich der Datenberg, bestehend aus Verträgen und geheimen Dokumenten von Spielerberatern, Investoren und Vereinen, annähernd verdoppelt und sei nun auf mehr als ein Terabyte angewachsen. Es ist das bisher größte Datenleck in der Geschichte des Sports. Die Größe des Materials überfordere die Computer und die Website von Football Leaks, heißt es aus dem Kreis der Aktivisten. „So ergibt es keinen Sinn.“ Die Gruppe wolle sich nun technisch völlig neu aufstellen und dann mit einem veränderten Konzept weiterarbeiten: „In Zukunft wollen wir nicht mehr, dass nur einzelne Verträge oder Beraterhonorare sichtbar werden, sondern wir wollen Geschichten zu den jeweiligen Fällen erzählen. Wir wollen, dass all die komplexen Strukturen auch für den einfachen Fan greifbar werden“, sagt John (Nickname des anonymen Sprechers, d. Red.).

Die Whistleblower leben allerdings gefährlich, denn Anwälte und Privatdetektive wollen die Macher stoppen. Sie versuchen, die Anonymität der Whistleblower zu durchbrechen, um ihre wahren Absichten zu enttarnen und juristische Schritte einleiten zu können. Doch mit etwas Geschick lassen sich Leak-Plattformen sehr gut verschleiern. So wird die Anonymität im Denunzieren zu einem wirksamen Schutzschild.

Deshalb greift der Profi-Fußball offensichtlich zu einer anderen Strategie. Die Whistleblower inszenieren bewusst ein David-Goliath-Spiel: Die kleinen, gutwilligen Enthüller kämpfen gegen die böse Fußball-Hydra. Das sorgt für Sympathien beim Goliath. Die einzige Achillesferse des Goliath ist seine Glaubwürdigkeit. Hier greift der Profi-Fußball an und berichtet von Erpressungsversuchen der Football Leaks-Macher. Nach dem Motto: Liebe Journalisten, lasst Euch nicht mit diesen Gesellen ein, sie sind dubios und unglaubwürdig. Das funktioniert allerdings nur bedingt, denn unabhängig von der waren Motivation hinter Football Leaks sind die veröffentlichten Dokumente offensichtlich wahr. Und das allein ist schon genug Futter für recherchierende Journalisten.

3 Strategien gegen Whistleblower-Plattformen in der Krisenkommunikation

Leak-Plattformen gehören zu den hinterlistigen Herausforderungen der Krisen-PR. Wer mit diesen Whistleblower-Webseiten konfrontiert ist, sollte:

  1. Die Anonymität der Whistlebower mit Hilfe von Anwälten und Detektiven aufklären.
  2. Juristische Schritte ergreifen.
  3. Die Glaubwürdigkeit – wo möglich – der Wistleblower erschüttern und ihre wahren Motive enthüllen.

Jörg Forthmann

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Jörg Forthmann
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