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Salamitaktik im Wurstkrieg

WHO stürzt Wursthersteller in die Krise – und übt sich jetzt in Krisen-PR

 

Krisen-PR WHO

Da hat die Weltgesundheitsorganisation WHO einen Knüller gelandet: Wer zu viel Fleisch und Wurst ißt, erhöht sein Krebsrisiko. Je 50 Gramm Fleisch am Tag steige das Krebsrisiko um 18 Prozent. Weltweit gingen Landwirte und Wursthersteller auf die Barrikaden. Die WHO rudert nun zurück – weil sie sonst mit ihrer Analyse in den Fleischwolf gerät. Lesen Sie hier, warum die WHO auf einmal lammfromm wird.

Der Chef der Rügenwalder Wurstwaren erwartet, dass Wurstwaren das gleiche Schicksal wie Zigaretten haben werden: gesellschaftlich geächtet und aus dem verantwortungsbewussten Haushalt verbannt. Dazu passt die öffentlichkeitswirksame Warnung der WHO vor dem Krebsrisiko durch zu hohen Wurstgenuss. Jeder fünfte Deutsche mache sich nun Sorgen wegen seines Fleischgenusses, fanden Marktforscher heraus. Doch freiwillig wollten die Wurst- und Fleischhersteller nicht auf die Schlachtbank und rebellierten gegen die WHO-Empfehlung.  Italienische Produzenten forderten gar ein „Nein zum Fleischterrorismus“.

Festschmaus für Krisenkommunikatoren

Und in der Tat ist das Studienkonzept der WHO – gelinde formuliert – interessant: 22 Experten hätten 800 Studien durchgesehen und daraufhin die Empfehlung ausgesprochen. Das klingt solide, und ist doch alles andere als das. Wer waren die 22 „Experten“? Waren sie wirklich unbefangen? Was waren das für sagenhafte 800 Studien? Waren sie wirklich geeignet, als Basismaterial herangezogen zu werden? Erfolgte die Auswahl der Studien neutral, oder war sie bereits negativ beeinflusst? Und wie kommt die WHO auf die wundersame Formel, dass 50 Gramm Fleisch am Tag das Krebsrisiko um 18 Prozent steigert? So detailliert kann das wohl kaum die Quintessenz aus 800 Studien sein.

Und siehe da, die WHO meldet sich mit einer Klarstellung: Ihre Experten von der Krebsforschungsagentur (IARC) hätten keineswegs den völligen Verzicht auf Wurst verlangt. Die Agentur habe vielmehr darauf aufmerksam machen wollen, dass ein geringerer Verzehr Würstchen, Schinken und anderem verarbeitetem Fleisch das Krebsrisiko vermindern könne.

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So hat die WHO die Reißleine gezogen und versucht nun mit der „Klarstellung“ die Lage zu deeskalieren. Die „Studie“ hätte sonst weltweit als „Geschnetzeltes“ in den Medien geendet.

Jörg Forthmann

Jörg Forthmann
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