„Der Sympathiebonus des FC-Bayern-Stars schmilzt schneller dahin als der Schnee auf der Zugspitze“, schreibt heute Gabor Steingart über Uli Hoeneß im Handelsblatt Morning Briefing. Und in der Tat: Nicht nur, dass seine Steuerhinterziehung durch alle Gazetten des Landes läuft, das Thema bekommt nun eine undankbare Eigendynamik. Politiker aller Couleur nutzen die Causa Hoeneß, um sich öffentlichkeitswirksam als Kämpfer für Steuergerechtigkeit zu profilieren. Die ersten Talk Shows widmen sich dem Skandal. Diese Eskalationsspirale ist bitter für Hoeneß, denn er befindet sich auf dem besten Weg, die prominente Personifizierung für Steuerhinterziehung zu werden. So wie „Tempo“ für Taschentücher steht, ist dann „Hoeneß“ das Synonym für „Steuerbetrug am ehrlichen Deutschen“. Jetzt hat Hoeneß gedroht, mit der juristischen Keule gegen falsch berichtende Medien vorzugehen.
Ich selbst rate gerne zum Einsatz der juristischen Werkzeuge in der Krisenkommunikation. Allerdings nicht hier, denn der Einsatz eines Medienrechtlers sollte zum Ziel haben, eine Berichterstattung zu verhindern oder wirksam einzudämmen. Verhindern lässt sich hier nichts mehr, und das Eindämmen ist aussichtlos. Hoeneß befindet sich in der medialen Dramatisierungsspirale, und das Thema wird von zu vielen – eigentlich nicht beteiligten – Parteien befeuert. Selbst wenn er einstweilige Verfügungen gegen die Münchener „Abendzeitung“ & Co. erhält, wird Hoeneß die Welle der Berichterstattung nicht stoppen können. Im Gegenteil: Die Redaktionen erhalten laufend neues Material, um über die Verfehlungen des FC-Bayern-Präsidenten immer und immer wieder berichten zu können. Wer sich zum Lieblingsfeind einzelner Redaktionen macht, darf sich sicher sein, dass sie diese Steilvorlagen auch stetig nutzen.
Ein anderer Weg ist hingegen weit überfällig: Das deutsche (Fußball-) Publikum wartet auf den reuigen Hoeneß. Die Nation will einen ganz tiefen Kotau sehen. Hierzu gibt es keine Alternative.
Jörg Forthmann