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Krisen-PR: Warum Bahlsen von Menschenrechtlern bedroht wird

Und wie sich der Keksfabrikant dagegen wehrt

Wettbewerber von Bahlsen haben perfide Post vom Düsseldorfer Lichtkünstler Oliver Bienkowski bekommen. Gegen eine Geldspende könne er Bahlsen wegen seiner Nazi-Geschichte anfeinden. Bis der Kekshersteller Sympathiewerte verliert, Marktanteile einbüßt und wirtschaftlich geschwächt ist. Lesen Sie hier, wie sich Bahlsen vorbildlich gegen diese Attacke wehrt.

„Wir machen gerade eine Kampagne gegen Bahlsen in Deutschland“, schreibt Bienkowski an einen Bahlsen-Konkurrenten. Sein Vorschlag: An seine marrokanische Firma fließt Geld. Dafür wird der Hannoveraner Keksproduzent für seine Nazi-Geschichte mit Zwangsarbeitern und Kriegsarbeitern öffentlich angefeindet.

„Es ist ein guter Deal, mit einer minimalen Investition geht unsere gemeinnützige Organisation für Menschenrechte die Firma solange an bis diese Konkurs anmelden muss oder aufgekauft wird.“

Mindestens ein Wettbewerber ist so anständig und informiert Bahlsen über das vergiftete Angebot des vermeintlichen Menschenrechtlers. Der Lebensmittelkonzern reagiert vorbildlich und macht die Kampagne über die heutige „Bild am Sonntag“ bekannt. Damit ist Bienkowskis Ansinnen komplett gescheitert, denn eine David-Goliath-Kampagne – aufopfernde Menschrechtsaktivisten kämpfen gegen den übermächtigen Konzern – lebt vom unerschütterlichen Glauben an das Gute des Davids. Bienkowski und seine hinterhältige Kampagne sind nun jedoch entlarvt und niemand wird dem Lichtkünstler mehr in seiner inszenierten Empörung folgen.

„Bild am Sonntag“ hat die E-Mail des Lichtkünstlers veröffentlicht:

Der Preis, den Bahlsen für diese Entwaffnung des Angreifers zahlt, ist eine erneute Berichterstattung über die eigene Nazi-Vergangenheit. Doch dieser Bericht ist allemal weniger schlimm als eine lang anhaltende Menschenrechts-Kampagne. Deshalb war das Veröffentlichen des perfiden Plans die richtige Entscheidung.

Man hätte diese Entscheidung auch anders treffen können, denn Bienkowski hat zwar schon diverse – wie er es nennt – Guerilla-Aktionen mit Lichtspieleinsatz durchgeführt. Die sind allerdings weitgehend ungehört verhallt. Bienkowski war 2013 schon aufgefallen, weil er Shitstorms auf Bestellung anbot. Auf diesen schlechten Leumund hätte Bahlsen bei einer Nazi-Kampagne von Bienkowski durchaus hinweisen können – aber gegen einen aufbrandenden Shitstorm hilft das möglicherweise nicht.

Bienkowski hat sich 2013 gar nicht erst geschämt, erwischt worden zu sein. Er verkleistert sein Angebot zu einer Gutmenschenaktion, wie Horizont berichtete:

Auf Nachfrage von HORIZONT.NET erklärt Bienkowski, die Idee zur organisierten öffentlichen Empörung kam ihm im Winter 2011, als auf Deutschlands Straßen 16 Obdachlose erfroren. Bienkowski stellt mit seinem Verein Die Macher Menschen ohne festen Wohnsitz Räumlichkeiten zur Verfügung und verschafft ihnen Zugang zu Computern – im Gegenzug leisten die Schützlinge Unterstützung bei der Organisation von Shit- oder Candystorms und „genießen die Teilhabe an moderner Kommunikation, die ansonsten dieser Bevölkerungsgruppe vorenthalten wird“, so Bienkowski. Seinen hochpreisigen Shitstorm-Service will Bienkowski daher nicht als moralisch verwerflich oder als Geldmacherei verstanden wissen: „Wenn dadurch in den kommenden Wintern, die alle stärker und kälter werden, Obdachlose vor dem Erfrieren gerettet werden können, ist es alle Mühe wert.“

Besser wäre es sicherlich für Bahlsen gewesen, die Flanke der unrühmlichen NS-Geschichte nicht gehabt zu haben. Die Aufarbeitung kommt zu spät. Aber sie kommt jetzt.

Jörg Forthmann

 

 

Jörg Forthmann
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