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Affiliate Marketing – das Ende der Glaubwürdigkeit von Bloggern?

Affiliate Marketing ist nicht neu: Webseitenbetreiber verlinken auf Produkte in Onlineshops und bekommen dafür Geld vom Unternehmen. Neu ist, dass dieses Prinzip immer stärker in der Blogosphäre um sich greift. Und nicht nur da, sondern auch unter Instagrammern, Youtubern, Facebookern und Twitterern. Die Blogger und Channelbetreiber genießen eine hohe Glaubwürdigkeit in ihrer Zielgruppe, das Affiliate Marketing ist mal mehr und mal weniger gut sichtbar für die Community. Welche Chancen und Risiken ergeben sich dadurch für Unternehmen?

Affiliate Marketing in Blogs: Praktisch oder unglaubwürdig?
Affiliate Marketing in Blogs: Praktisch oder unglaubwürdig?

Affiliate Marketing sind internetgestützte Vertriebsarten, bei denen in der Regel ein kommerzieller Anbieter seine Vertriebspartner durch Provisionen vergütet. Früher waren die Vertriebspartner Website-Betreiber – heute sind es Blogger und Betreiber von Social-Media-Kanälen. Derjenige, der seine Reichweite und seinen Werbeplatz zur Verfügung stellt, wird als „Publisher“ oder auch „Affiliate“ (engl. affiliate = „angliedern“) bezeichnet. Der Werbetreibende heißt „Merchant“ oder „Advertiser“. Die digital verzweigten Vertriebsnetzwerke basieren auf dem Prinzip der Vermittlungsprovision durch Links. In der analogen Welt gibt es dieses System seit Jahren: Man empfiehlt einer Freundin ein Zeitschriften-Abo und bekommt dafür eine Prämie. Lange Zeit ein altbewährtes System, das immer weiter Einzug in der digitalen Welt erhält und sich nach und nach zu einer beliebten Verdienstmöglichkeit unter Bloggern sowie Twitterern, Youtubern, Instagrammern und Facebookern etabliert. Affiliate Links sind mit einem speziellen Code hinterlegt, der den Blogger, eindeutig beim Händler identifiziert. Unternehmen erkennen somit genau, von wem der Käufer geschickt wurde. Provisionen für Blogger gibt es dabei für die reinen Klicks auf das Werbemittel, die Übermittlung qualifizierter Kundenkontakte oder den konkreten Kauf. Hier spricht man von Click-, Lead- und Sale-Provisionen. Klickt der Leser in einem Beitrag also auf einen solchen Affiliate-Link, so wird er entsprechend auf die Seite des Händlers weitergeleitet. Tätig er dann noch einen Kauf, klingelt nicht nur für das Unternehmen die Kasse.

Auf den ersten Blick scheint Affiliate Marketing eine Win-Win-Situation für Unternehmen, Blogger bzw. Channelbetreiber und Leser zu sein. Es gibt durchaus auch Kritik an kommerziellen Bloggern – die bezieht sich hauptsächlich auf Youtube und die dort bildlich inszenierte Produktplatzierung. Die Professionalisierung der Blogger schreitet unbekümmert weiter voran. Plattformen wie liketoknow.it oder affilinet bieten den Bloggern die technische Infrastruktur und den Kontakt zu Unternehmen, um mit ihrer Online-Präsenz Geld zu verdienen. Bei Instagrammern, die liketoknow.it installiert haben, erhalten Follower bei „Likes“ ihrer Modefotos im Anschluss eine E-Mail mit Direktlinks zum Online-Shop, wo das Outfit bestellt werden kann. Empfehlen die Blogger die Produkte, weil sie davon überzeugt sind, oder weil das Unternehmen dahinter eine gute Provision zahlt? Die Wahrheit tendiert gerade in der Modebranche immer mehr zu letzterem – was den Fans so lange egal ist, wie sie die Outfits und Accessoires mögen.

Der betriebswirtschaftliche Nutzen wird überschätzt

Unternehmen, die Affiliate Marketing nutzen, sollten das Instrument dennoch äußerst dosiert einsetzen. Wie E-Commerce Experte Ajeet Khurana erklärt, lohnt sich massenhaftes Affiliate Marketing für Unternehmen auf lange Sicht nicht, da die Verkäufe insgesamt nicht steigen beziehungsweise Kosten und Aufwand für die Affiliate Maßnahmen jegliches Plus wieder auffressen. Dazu kommt das Thema Reputation. In welchem Kontext Affiliates Produkte vorstellen, wie sie sie kommentieren und wie die Produkte von der Community kommentiert werden – das muss in einer guten Branding Strategie sorgfältig geprüft werden. Mitunter entstehen unentdeckte Reputationsschäden, die Maßnahmen an anderer Stelle wieder zunichte machen. Die Chancen und Risiken von Kommunikation für das Unternehmensimage zeigt auch Dr. Roland Heintze regelmäßig in seinem Blog Reputationsprofis.

Affiliate Marketing – eine Frage der Branche

Es gibt Branchen, da ist Affiliate Marketing akzeptiert und in Maßen eine gute Idee. Dazu gehören Konsumgüter wie Mode, Kosmetik, Elektronik, Lebensmittel. Für Unternehmen mit Dienstleistungen und erklärungsbedürftigen Produkten sind die Möglichkeiten im Bereich des Affiliate Marketing ohnehin eingeschränkt – etwa für Finanzdienstleister und Unternehmen aus der Gesundheitsbranche. Wenn diese Firmen das Instrument nutzen, ist das Reputationsrisiko besonders hoch, denn bei ernsten Themen wie Finanzen und Gesundheit erwarten die Zielgruppen Unabhängigkeit von ihren Vorbildern. Sie müssen trotzdem nicht auf den Support der Blogosphäre verzichten – sollten aber auf andere Formate setzen als und mit einer anderen Währung bezahlen.

Alternative Währung: Content

Wenn ein Blogger ein Unternehmen positiv erwähnt, ist das auch ohne einen Direkt-Link zum Produkt Gold wert. Anstatt Blogger für Kauflinks zu bezahlen, können Unternehmen exklusiven Content anbieten – Geheimtipps, Fotos, Grafiken etc. Zur Bewertung der Relevanz von Blogs jeglicher Themengebiete hat Faktenkontor im Herbst 2015 den Blogger-Relevanzindex ins Leben gerufen. Der zeigt, welche Blogs wichtig und offen für die Ansprache von Unternehmen sind.

Von Juliana Hartwig

Juliana Hartwig
Posted inBlog: Reputationzweinull

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