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Von Kommerzhuren und Einkaufsberatern – Product Placement im Web 2.0

Wissen Sie, was eine Kommerzhure ist? Mit dem Begriff werden YouTuber gebrandmarkt, die allzu offenherzig gegen Bezahlung Produkte in ihren Videos einbauen. Das Wort legt eine steile Karriere hin: Vor einiger Zeit war er unter den „Deutschland Trends“ bei Twitter, gehörte also zu den am häufigsten verwendeten Begriffen auf dem Kurznachrichtendienst. Und auf der jüngsten Branchenleitmesse re:publica beschäftigten sich Experten mit der Frage „Sind YouTuber wachstumsgeile Kommerzhuren?“ Es wurde sogar extra ein Verein gegründet, um Kommerzhuren zu bekämpfen. Warum ich Ihnen das schreibe? Weil es zeigt, wie schmal der Grad ist zwischen Dankbarkeit für wertvolle Produktempfehlungen und öffentlicher Empörung über allzu viel Nähe zum Unternehmen.

Grundsätzlich sind soziale Netzwerke ein guter Ort für Unternehmen – vor allem für diejenigen, die sich mit ihren Produkten an eine jüngere Zielgruppe richten. 27 Prozent aller Internetnutzer haben schon einmal ein Produkt aufgrund einer Empfehlung auf Facebook und Co. gekauft, wie unser aktueller Social-Media-Atlas zeigt. Vor allem YouTube genießt beim Produktkauf ein hohes Vertrauen. 35 Prozent der Internetnutzer haben sich schon einmal auf dem Videokanal über Fernseher, Kameras, Handys und weitere Artikel der Unterhaltungselektronik informiert. Immerhin 15 Prozent haben auf Basis der dort gemachten Empfehlungen eine konkrete Kaufentscheidung gefällt. Bei den 14- bis 19-Jährigen sind es sogar 62 beziehungsweise 38 Prozent, bei den 20- bis 29-Jährigen immerhin noch 43 bzw. 19 Prozent.

Diese Erkenntnisse sind nicht neu. Längst haben Unternehmen und die YouTuber selbst den Wert von glaubwürdigen Markenbotschaftern im Web 2.0 erkannt. In lukrativen Deals wird Geld gegen Aufmerksamkeit und Glaubwürdigkeit getauscht. Eine Zeit lang lief dieses Modell gut. Doch nach und nach regt sich Widerstand bei den YouTube-Zuschauern. Die zweifelhafte Karriere des Begriffs Kommerzhure ist ein vorläufiger Höhepunkt dieser Entwicklung.

Heißt das, dass die Zeit von Produktplatzierungen im Web 2.0 vorbei ist? Nein, im Gegenteil! Denn wie unser Social-Media-Atlas zeigt, sind die Internetnutzer offen für Produktangebote. Was sie allerdings nicht wollen, sind allzu simple und offensichtliche Produktplatzierungen. Sie wünschen sich einen konkreten Mehrwert – sei es nun in Form einer qualifizierten Beratung, etwa in Modefragen, oder durch gute Geschichten und Informationen.

Wer dies berücksichtigt, erhält die nötige Akzeptanz, um die eigenen Produkte und Dienstleistungen zu präsentieren. Wer jedoch das Produkt zur Botschaft macht, wird zwangsläufig scheitern.

Geerd Lukaßen

Roland Heintze
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