Shell Studie: Digital Natives misstrauen Google, Facebook & Co. - Faktenkontor Shell Studie: Digital Natives misstrauen Google, Facebook & Co. - Faktenkontor

Shell Studie: Digital Natives misstrauen Google, Facebook & Co.

Facebook und Google haben ein Reputationsproblem: Die Jugend ist gegenüber den Internet-Giganten misstrauisch geworden. Das ist eines der überraschenden Ergebnisse der neuen Shell Jugendstudie 2015. Darüber müssen all jene nachdenken, die sich professionell mit Online-Kommunikation beschäftigen. Wie wir von Faktenkontor zum Beispiel.

Infografik Shell Jugendstudie
Je reifer, desto kritischer sieht die Jugend Social Media. Quelle: Shell Jugenstudie 2015 / www.shell.de

 


Die Studie zeichnet ein ambivalentes Bild vom Medienkonsum. Zwar verbringt die junge Generation inzwischen fast 20 Stunden wöchentlich im Internet und hat im Schnitt mehr als zwei Geräte für den Internetzugang. Aber gleichzeitig  steigt das Bewusstsein für die mit der Digitalisierung verbundenen Probleme und Risiken, wie sie durch die Datennutzung der Web-Giganten entstehen. So gibt mehr als die Hälfte der Jugendlichen an, häufig oder sehr häufig Facebook zu nutzen. Doch ebenso die Mehrheit gibt an, nur wenig Vertrauen in Marken wie Facebook zu haben. Paradox? Nicht wirklich. Die Nutzer von Social Media wägen ab: Noch bringt ihnen posten, liken und chatten mehr Vor- als Nachteile. Soziales Prestige wird an der Zahl der Fans und Follower gemessen. Doch den mächtigen Machern der digitalen Utopien trauen die Nutzer nicht über den Weg.

„Grundstürzendes Urteil“ des EUGH rüttelt an Facebooks Geschäftsgrundlage

Das liegt wohl nicht nur am Kommerzverdacht. Das größte soziale Netzwerk der Welt steht eigentlich nur noch in negativem Kontext in der Öffentlichkeit: als Plattform für die Hater von Pegida & Co oder für Mobbing unter Jugendlichen. Dass Angela Merkel Herrn Zuckerberg jüngst direkt ein Versprechen abgenommen hat, Hasskommentare schneller abzuschalten, war dem Digital Ressort von  ZEIT Online einen Beitrag wert, der nachdenklich macht: Die deutsche Regierung bittet private Unternehmen um good will … Als Zuckerberg der Kanzlerin sein Wort gab, dachte er sicher auch an ein kurz darauf veröffentlichtes, „sensationelles Urteil“ (Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung) des Europäischen Gerichtshofes, das „die juristische Wehrlosigkeit der EU-Bürger gegenüber Google, Facebook , Amazon, Ebay und Co“ beendet. Die Richter kippen faktisch das seit 2000 geltende Safe-Harbor-Abkommen und nehmen sich das Recht, Zuckerberg den Datentransfer in die USA solange zu untersagen, wie Facebook seine Datenschutzprobleme nicht löst. Für staatliche Organisationen könnte die Community damit praktisch tabu werden. Und in der Privatwirtschaft muss die PR-Abteilung Redakteure künftig mindestens in Compliance schulen. Ein besonders abschreckendes Beispiel für Schindluder auf Facebook hat Bayer Österreich eine Rüge eingebracht. Eine ausführliche Darstellung lesen Sie im Reputations-Blog von Dr. Roland Heintze

Google Sperrbildschirm
Friss oder stirb: Wer Google nutzt, muss allem zustimmen – oder verzichten.

Wohlgemerkt: Nicht nur Facebook hat ein Reputationsprobelm. In diesen Wochen verweigert Google Millionen Nutzern den Zugang zu seinen Services – solange, bis sie einer neue Datenschutzrichtlinie zustimmen. Das betraf nicht nur die Suchmaschine sondern auch die Gmail-Nutzer. Wie viele derer, die notgedrungen auf „Ich stimme zu“ klickten, hätten  lieber „Nein“ gesagt? Und wer liest schon noch die Einblendung, dass man doch bitte jetzt endlich dem Speichern von Cookies beim Browsen zustimmen möge? Gibt es noch eine Wahl? Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen warnt  und rät, alternative Suchmaschinen zu nutzen. Und  SZ online gibt  Tipps, wie man Google AGB-Zwänge umgeht.

Menschen, und insbesondere die bereits erwähnte Jugend, reagieren auf  Alternativlosigkeit und Zwangsmaßnahmen mit Misstrauen und Antipathie. Die negativen Gefühle färben dabei womöglich auch auf jene ab, die mit guter Absicht und reinen Gewissens Online-Kommunikation betreiben wollen. Wer also über einen Corporate Channel auf Facebook oder ein Google-Plus-Profil nachdenkt, muss um Vertrauen werben. Der Schutz persönlicher Daten muss heilig sein. Content gehört kuratiert. Und für das Setzen von Links auf externe Seiten gilt der Satz: Drum prüfe, wer sich ewig bindet … Was einmal online ist, ist schwer zu korrigieren.

Faktenkontor GmbH
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4 Comments

  1. Was ich von der Shell Jugendstudie halten soll weiß ich auch nicht. Würde ich spontan auch mißtrauen.

    1. Verstehe: Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst … ? Aber bei der Shell Jugendstudie, stehen aus meiner Sicht seriöse Demoskopen dahinter. Partner sind die Universität Bielefeld und TNS Infratest, die nachprüfbare Methoden anwenden. Die Studie, die inzwischen 17-mal in Folge durchgeführt wurde, stützt sich auf eine repräsentativ zusammengesetzte Stichprobe von 2.558 Jugendlichen im Alter von 12 bis 25 Jahren aus den alten und neuen Bundesländern, die von Infratest-Interviewern zu ihrer Lebenssituation, ihren Einstellungen und Orientierungen persönlich befragt wurden. Die Erhebung fand auf Grundlage eines standardisierten Fragebogens im Zeitraum von Anfang Januar bis Mitte März 2015 statt. Im Rahmen einer ergänzenden qualitativen Studie wurden zwei- bis dreistündige, vertiefende Interviews mit 21 Jugendlichen dieser Altersgruppe durchgeführt.

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