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Schrauben am Limit: Wie Twitter vom Gezwitscher um #Twitter10k profitiert

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Manche sagen, dass das soziale Netzwerk Twitter für gerade für wortkarge Norddeutsche das perfekte Medium ist. Schließlich ist bekannt, dass eine Kurznachricht in diesem Netzwerk gerade einmal 140 Zeichen lang sein darf. Neben einem „Moin“ passt also nicht viel in einen so genannten Tweet.

Doch genau die Kürze macht für viele Nutzer den Reiz des Netzwerks aus. Auch nach außen hin ist das Limit von 140 Zeichen das Alleinstellungsmerkmal von Twitter. CEO Jack Dorsey bezeichnete es gerade als „wunderschöne Einschränkung“, die zu „Kreativität und Kürze“ führt – um im nächsten Atemzug aber zu verkünden, dass auch andere Formate für Twitter denkbar sind.

Schon lange wird deshalb darüber spekuliert, wie Twitter für Nutzer und Werbetreibende attraktiver werden kann. Eine Abkehr vom 140-Zeichen-Format könnte hier ein Vorteil sein.

Vor einiger Zeit spekulierten US-Medien, dass die Plattform bald Beiträge bis zu einer Länge von 10.000 Zeichen gestatten könnte. Nun hat Jack Dorsey mit seinem Post bestätigt, dass auch die Zeichengrenze für Twitter keineswegs alternativlos ist – was das Gezwitscher rund um dieses Thema erst recht anfacht.

Die Stärke von Twitter ist zugleich eine Schwäche

Zwar wird die Kommunikation auf Twitter oft erst durch das Zeichenlimit interessant. Doch die Kompaktheit ist auch Twitters Schwäche. Die Nutzer reagieren weniger häufig durch Klicks auf Links, das Teilen oder das Favorisieren von Mitteilungen als die Nutzer in Netzwerken wie Facebook oder Instagram.

Und Tweets sind im Vergleich zu den Beiträgen in anderen Netzwerken extrem flüchtig. Sie werden auf den Bildschirmen der – überwiegend mobilen – Nutzer schneller von neuen Mitteilungen verdrängt als beispielsweise die Posts auf Facebook.

Das sind keine optimalen Vorrausetzungen um Geld mit Online-Werbung zu verdienen oder Unternehmensinhalte zu kommunizieren. Längere, langlebigere Posts könnten Abhilfe schaffen. Auch für die B2B-Kommunikation wäre eine Abkehr des rigiden 140-Zeichen-Limits ein Vorteil. Denn viele Produkte und Services sind so erklärungsbedürftig, dass sich ihr Reiz oft nicht in zwei knackigen Sätzen und einem kurzen Link zusammenfassen lässt.

Der CEO gibt nichts aus Versehen preis

Doch ob sich überhaupt etwas an der Länge der Nachrichten ändert ist noch völlig offen. Die 140 Zeichen sind keineswegs bereits Geschichte. Twitter befindet sich wie andere Silicon Valley-Unternehmen im einem permanenten Zustand des Ausprobierens. Dabei wird jederzeit peinlich genau gemessen, welche Rückmeldungen gibt, wenn eine Idee oder ein Konzept über Blogs, Posts oder Konferenzauftritt in die Web-Öffentlichkeit gelangt. Zufällig postet kein CEO aus dem Silicon-Valley etwas Wesentliches.

Einen Effekt hat Dorseys wohl kalkulierter Beitrag aber auf jeden Fall: Twitter ist wieder ein Thema, über das viele Twitter-Nutzer heiß diskutieren.

Aus Kommunikationssicht ist die Diskussion, die sich nun auch in den Tech-Medien über Sinn und Unsinn des 140-Zeichen-Limits entsponnen hat, ein Glücksfall. Denn vom Nachrichtenwert her sitzt das Netzwerk oft zwischen allen Stühlen. Facebook liegt als Marktführer von der Nutzung her als etabliertes Social Network unerreichbar weit vorne. Newcomer wie WhatsApp überholen die Plattform von links was die Nutzerzahlen angeht. Für junge Nutzer ist Snapchat bereits die attraktivere Alternative. Und ein heißes Start-Up, dass das nächste große Ding sein könnte, ist Twitter auch nicht mehr. Da berichtet man lieber über die neue Social Networking App Peach.

Die Diskussion um das Schlüssel-Feature beschert Twitter also nicht nur Nutzer, die intensiv auf der Plattform diskutieren, sondern auch eine ungewöhnliche Aufmerksamkeit.

Dorsey hat also auf jeden Fall eines erreicht: Unter dem Hashtag #Twitter10k ist Twitter selbst endlich mal wieder ein Trending Topic.

Fotocredit: Fré Sonnefeld/Unsplash

Roland Heintze
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