Gruftimädchen beschert Hornbach weltweiten PR-Erfolg - Faktenkontor Gruftimädchen beschert Hornbach weltweiten PR-Erfolg - Faktenkontor

Gruftimädchen beschert Hornbach weltweiten PR-Erfolg

 

Was Unternehmen aus dem viralen „Sag es mit Deinem Projekt“-Video lernen können

Man muss seine Botschaft „nur“ in einem Film verpacken – die Verbreitung geschieht fast von allein im Social Web. Die Nutzer sind so begeistert, dass sie das Video immer weiter empfehlen. Das ist das hehre Ziel von viralem Video-Marketing.

Viele, die sich dieses Ziel setzen, scheitern daran. Nicht so die internationale Baumarktkette Hornbach: Ihr Internet-Video zur Kampagne „Sag es mit Deinem Projekt“, in der ein Vater die Liebe zu seiner gesellschaftlich isolierten Goth-Girl-Tocher auf Heimwerker-Art zeigt, verbreitet sich wie ein Lauffeuer weltweit im Internet.

 

 

Wie häufig es tatsächlich schon angeklickt wurde, ist schwer zu sagen, denn es gibt zahlreiche Versionen auf vielen unterschiedlichen Plattformen. Allein die deutsche 45-Sekunden-Standard-Version auf Hornbachs-Youtube-Kanal zählt schon mehr als 312.000 Views, dazu gibt es eine XXL-Version mit zusätzlichen > 33.000, die auch auf Vimeo zu finden ist und dort bisher rund 111.000 mal angeschaut wurde, sowie internationale Versionen, hier tschechisch (> 85.000 Views) und hier englisch (> 113.000).

Schon beeindruckt?

Alles Peanuts – HORIZONTnet hat nicht nur ein interessantes Hintergrund-Interview zu dem Film veröffentlicht, sondern ihn auch gleich auf seinem Youtube-Kanal hochgeladen, und hier zählt er bereits mehr als 3 Millionen Klicks. (Und ich vermute sehr stark, wenn Sie diesen Artikel lesen, sind all diese Zahlen schon wieder Makulatur.)

Die meisten User-Kommentare sind überschwänglich-positiv – das Handelsblatt hat einige besonders schöne aus aller Welt in diesem Artikel zusammengestellt.

Wer da jetzt neidisch wird und gern ähnliche Erfolge feiern möchte, kann von diesem Film viel für eigene Videos lernen:

 

1. Erzähle eine (spannende) Geschichte

Ohne die Einblendung des Logos und des Claims am Ende des Spots wäre er gar nicht als Werbung zu erkennen – es bliebe ein anrührender, mitreißender Kurzfilm mit sympathischen Hauptfiguren und bedrückenden Antagonisten, mit einem klaren Spannungsbogen und einem überraschenden und (im positiven Sinne) herzerweichenden Happy-End. Diesen Film anzusehen ist ein Genuss – den man gern mit Freunden teilt.

Die Auflösung am Ende, dass es sich um eine Baumarkt-Werbung handelt, mindert diesen Genuss keineswegs – Marke, Markenbild und Film fügen sich perfekt ineinander.

 

2. Das Bild erzählt die Geschichte

Der Hornbach-Spot kommt komplett ohne Sprache aus – Handlung und Charaktere werden nur durch das vermittelt, was zu sehen ist.

Natürlich muss nicht jeder Film komplett dialogfrei sein – aber grundsätzlich gilt: Wer einen Film macht, sollte etwas zu zeigen haben.

Beim Magazin-Fernsehen gilt zum Beispiel als Richtlinie: 85 Prozent des Inhalts, der beim Zuschauer ankommt, werden über das Bild vermittelt, nur 15 Prozent über den gesprochenen Kommentar. „Jemand erzählt etwas“ ist deshalb keine Film-Idee, denn Leuten beim Reden zuzuschauen ist gähnend langweilig und eine Verschwendung des Mediums. Einfach jemanden vor eine Kamera zu setzen und ihn beim Reden zu filmen ist zwar besonders billig – aber wenn der ganze Inhalt im Text liegt und das Bild geradezu überflüssig, dann sollte man ihn lieber aufschreiben und als Artikel ins Netz stellen.

Netter Nebeneffekt, wenn man tatsächlich komplett ohne gesprochene Worte auskommt: Der Film ist dann viel einfacher in mehreren internationalen Märkten mit unterschiedlichen Sprachen einsetzbar.

 

3. Frage jemanden, der sich mit so etwas auskennt

(Gute) Filme zu machen ist eine Kunst, die nicht jeder gleich beherrscht, wenn er sich im Elektronikfachhandel eine Heimvideokamera kauft oder einfach mal „mit dem Smartphone draufhält“.

Dem Hornbach-Spot ist an jeder Stelle anzusehen, dass hier vor und hinter der Kamera in jedem Gewerk Profis zu Werke waren.

Natürlich kann man viel Geld sparen, wenn man statt auf Profis auf Heimvideo-Amateure setzt. Aber dann ist das Endergebnis nicht nur billig, sondern sieht auch so aus. Die Folge: Man hat dann zwar irgendwie ein Video – aber sehen will das keiner. Und seinen Freunden empfehlen erst recht nicht.

 

Roland Heintze
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