Seit zehn Jahren gibt es Facebook – wie lange noch?
Eine Sache, die durch die Sozialen Medien einfacher geworden ist, ist Geburtstage nicht zu vergessen. So erinnert mich z.B. Xing regelmäßig an die anstehenden Ehrentage von Geschäftspartnern. Trotzdem hätte ich einen Geburtstag beinahe vergessen: Facebook wird heute zehn Jahre alt – das Freunde-Netzwerk wurde offiziell am 4. Februar 2004 gegründet.
Zum Glück nur beinahe, so dass ich mich heute mal wieder „außer der Reihe“ äußere, um zu sagen:
Herzlichen Glückwunsch, Facebook!
Ein Durchschnittsmensch ist mit zehn Jahren meist noch nicht trocken hinter den Ohren und hat noch den größten Teil seines Lebens vor sich. Facebook hingegen steht bei seinem ersten runden Jubiläum schon kurz vor dem Aussterben, wird kein weiteres mehr erleben – zumindest, wenn man der Studie „Epidemiological modeling of online social network dynamics“ aus der renommierten amerikanischen Princeton University glauben schenkt. Die Autoren vergleichen die Verbreitung von Epidemien mit dem Lebenszyklus von Sozialen Netzwerken und kommen zu dem Schluss: Facebook wird in kürzester Zeit den Weg von MySpace gehen, zwischen 2015 und 2017 nur noch ein Fünftel seiner höchsten Nutzerzahl übrig haben und damit praktisch tot sein.
Das ist eine tolle Schlagzeile, keine Frage.
Aber heute ist Facebooks Geburtstag; und der Anstand gebietet es, da nicht einfach ins Facebook-Bashing mit einzustimmen. Deswegen schaue ich lieber mal, was unsere aktuelle, online-repräsentative Studie über Soziale Medien zum Thema Facebook zu bieten hat – und siehe da: Zumindest in Deutschland ist Facebook noch quicklebendig und wachsend.
Facebook ist mit Abstand das am weitesten verbreitete Soziale Medium – 92 Prozent aller Social-Media-Nutzer in Deutschland nutzen Facebook in ihrer Freizeit, drei Prozentpunkte mehr als 2012. Und die Facebooker sind auch besonders aktiv: Unter den zehn meistgenutzten sozialen Medien ist Facebook das einzige, das mehr aktive als passive User hat. Also mehr Nutzer, die selbst Beiträge erstellen, als solche, die nur passiv konsumieren.
Nach Alter differenziert schwankt der Anteil zwar etwas – liegt in jeder Gruppe aber über 85 Prozent. Selbst unter den über 60jährigen Social-Media-Nutzern verkehren 90 Prozent auf Facebook.
Zwar ist Facebook, wie ich nicht müde werde zu betonen, nicht der passende Kanal für jedes Thema – aber in seiner Kernkompetenz, dem Austausch über Persönliches und Privates, ist Facebook weiterhin mit deutlichem Abstand die Nummer Eins, auch wenn hier die Zahlen tatsächlich rückläufig sind:
Was schließen wir daraus? Geht Facebook vielleicht im Rest der Welt zu Grunde – nur in Deutschland nicht? Sollten wir für 2018 mit einer Umbenennung in „Gesichtsbuch.de“ rechnen, wird der Firmensitz nach Süderbrarup verlegt?
Ich denke nicht. Eher sollten wir daraus schließen: Nur weil eine Studie eine unterhaltsame These hat, sollte man ihr nicht unbedingt vertrauen. Die oben erwähnte Studie der zwei Princeton-Studenten aus dem Department of Mechanical and Aerospace Engineering mit ihrem Epidemie Vergleich hielt kritischen Augen beim näheren Hinsehen kaum Stand, wie denen von Will Oremus von slate.com. Hauptkritikpunkt: Neben mehreren methodischen Unreinheiten beurteilen die beiden Autoren den Lebenszyklus der sozialen Netzwerke danach, wie häufig nach ihnen auf Google gesucht wird. Mike Develin, Data Scientist bei Facebook, reagierte mit Humor und wandte die Methodik der Studie auf andere Themen an – und konnte so „beweisen“ das der Princeton University bis 2021 die Studenten ausgehen werden. Und, schlimmer noch, dass unser Planet in weniger als 50 Jahren keine Luft mehr haben wird, weil immer weniger Leute nach „Air“ googlen.
Oh, und wieso Süderbrarup?
Weil niemand in Deutschland Facebook so sehr liebt wie die Schleswig-Holsteiner:
Schöne Seite zum Jubiläum!