Sind Elektro-Leichtkrafträder Kinder-Killer? - Faktenkontor Sind Elektro-Leichtkrafträder Kinder-Killer? - Faktenkontor

Sind Elektro-Leichtkrafträder Kinder-Killer?

Zero Motorcycles: Kritik an hoher Leistung bedroht Reputation von Elektromotorrad-Marke

Absoluten Nervenkitzel“ verspricht „Zero Motorcycles“ den Käufern seiner Elektro-Leichtkrafträder. Ein „einzigartiges Fahrerlebnis“, „beeindruckende Leistungsabgabe“, für eine Rückkehr „zum Motorsport“. Und all das ohne die „Kosten und Komplikationen spezieller Motorradführerscheinanforderungen“.

Mit diesem Leistungsversprechen hat der Zweirad-Hersteller aus Kalifornien Kritik heraufbeschworen. So meint der Referatsleiter Unfallprävention beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR), Kay Schulte, „auf diese Art dafür zu werben“ sei „verantwortungslos“. Auch, wenn Motorcycles gegen kein Gesetz verstoße – zumindest noch nicht.

Hintergrund: Technische Unterschiede zwischen Elektro- und Verbrennungsmotoren zusammen mit den derzeit gültigen gesetzlichen Regelungen zu Fahrzeug-Zulassung und Führerschein-Klassen erlauben Elektro-Leichtkrafträdern kurzzeitig eine deutlich höhere Leistungsabgabe als die Höchst-Nenndauerleistung dieser Motorradklasse. Diese ist eigentlich auf nur 11 kW beschränkt.

Folge: Die Leichtkraft-Zeros beschleunigen wie ein „großes“ Motorrad, dürfen aber mit dem, schon ab 16 Jahren erwerbbaren, „kleinen“ Motorradführerschein A1 oder sogar nur mit einem Autoführerschein ohne Zusatzprüfung gefahren werden.

Zero Motorcycles nutzt mit seiner Werbung „Schlupflöcher“ aus, um auf Kundenfang zu gehen. Was einerseits wie ein Marketing-Coup daherkommt, ist andererseits ein veritables Reputationsrisiko.

Die Teilnahme am Straßenverkehr ist immer gefährlich und höhere Geschwindigkeiten bergen ein höheres Risiko. Aber die Vorschriften dazu, was als „zu gefährlich“ eingestuft wird, liegt nicht in der Verantwortung der Hersteller, sondern in der des Gesetzgebers. Hier haben wir einen klassischen Fall davon, dass nicht alles, was legal ist, auch der Reputation hilft. Eine „ist doch legal, also lasst uns in Ruhe“-Position schadet Zero mehr, als dass sie nützt. Vor Gericht mag so etwas funktionieren – im Urteil der Öffentlichkeit aber nicht. Zumal die Kritiker geschickt vorgehen: Sie bauen eine Angstkulisse auf – noch dazu mit der Angst um Minderjährige. Damit nutzen Sie die effektivste Form der menschlichen Betroffenheit – die emotionale – für sich. Diese Angst leichtfertig beiseite zu schieben, ist in jedem Fall für die Reputation einer Marke schädlich. Ängste und Sorgen mit Verweis auf Paragraphen und Statistiken abzukanzeln, führt in eine asymmetrische Kommunikation, bei der Zero nur verlieren kann.

Statt auf Konfrontation zu gehen, sollte Zero Verständnis für die Sorgen seiner Kunden zeigen, und das nicht nur als Lippenbekenntnis. Eine gute Idee wäre zum Beispiel, jedem Kunden beim Kauf eines Leichtkraft-Motorrads einen Gutschein für ein Fahrsicherheitstraining beizufügen. Solche Trainings sind bei namhaften Anbietern schon für weniger als 100,- Euro zu haben – bei einem UVP des Kraftrads von fast 13.000,- Euro eine kleine Investition in eine großartige Reputation.

 

Roland Heintze
www.reputationzweinull.de

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Roland Heintze
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