Geschwindigkeit ist Trumpf, wenn es im Netz um Inhalte geht. Daher beschäftigt mich immer wieder angesichts der Beispiele von Robo-Journalismus die Frage, wie weit das Thema redaktionelle Automatisierung voran geschritten ist. Ein guter Termin, um dazu etwas zu erfahren, ergab sich auf der CeBIT 2017 in der Digital Marketing Arena.
Die Idee der Content Automatisierung ist es, Inhalte auf Knopfdruck in verschiedene Kanäle zu publizieren und über Social Media zu promoten. Idealerweise nutzt die Automatisierungsoftware dabei Informationen, die über den Empfänger der Inhalte vorliegen – etwa von Informationen aus Webseiten-Cookies.Auf dieser Grundlage passt sich der Inhalt in Rich-Text-Elementen, Formularen, oder auf Webseiten an die Eigenschaften des Besuchers an. Der Softwareanbieter Hubspot etwa zeigt anonymen Erstbesuchern der Webseite andere Texte als Nutzern, die das System als wiederkehrende Seitenbesucher erkennt.
Noch wird getestet
Die Potentiale von Smart Content werden laut Rüdiger Pläster, Director Customer Solutions bei Kontrast Communication Services, in Deutschland aber erst langsam erkannt. Noch wird vor allem getestet, wenn derartige Systeme im Einsatz sind. Das aber mit Erfolg, sagt Pläster. „Man schaut dazu etwa, welcher Version einer E-Mail häufiger geöffnet wird“, erklärte er auf dem Panel. „So lernt man schrittweise, welche Art von Text Nutzer anspricht. Emotion wird betextbar.“
Die Grundlage für Smart Content ist aber noch in vielen Fällen, dass der Inhalt automatisiert erzeugt wird. Wann aber lohnt es sich, die Software und nicht den Schreiber texten zu lassen? „Wenn die Masse an gleichförmigen Texten groß genug ist, lohnt sich der Case die Automatisierung“, sagt Oskar Powalka, Key Account Manager bei diva-e Digital Value Enterprise GmbH. Kein Winder also, dass im Moment vor allem die Betreiber von Webshops Automatisierungssoftware zum Texten nutzen – müssen sie doch oft tausende von ähnlichen, standardisiert beschreibbaren Produkteinträgen um Beschreibungen ergänzen.
Inzwischen ist die Textautomatisierung in diesem Segment voll einsetzbar. Das war lange nicht der Fall – was allerdings nicht die Schuld der Softwareanbeiter war. „Vor 2 Jahren musste man in 50 Prozent der Projekte die Reißleine ziehen, weil Produktdaten zu schlecht waren“, verriet Saim Rolf Alkan Geschäftsführer von AX Semantics. Heute sei die Datenqualität, auf deren Grundlage Software Texte erstellen soll, dagegen meist ausreichend.
Wie aber startet man, wenn man seinen E-Shop oder seine Webseite mit automatisch erstelltem Content befüllen will? Rüdiger Pläster rät zu einer agilen Vorgehensweise, die Experimente mit Cross-funktionalen Teams beinhaltet. Noch gilt es jenseits der Textbefüllung von Webshops sehr genau zu definieren, wo Automatisierungsvorhaben sinnvoll sind und wo sie an Grenzen stoßen.
Stand heute – so die Einschätzung des Expertenpanels – läuft es jenseits von Produktkatalogen meist darauf hinaus, dass man redaktionelle Prozesse zumindest durch Teilautomatisierung unterstützen kann – etwa durch das áutomatische Herausfiltern von Buchstabendrehern oder – GuttenPlag lässt grüßen – bei der Plagiatsprüfung. Ganz ohne den Menschen an der Tastatur geht es in den allermeisten Fällen aber nicht.