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3 Wege, wie Sie Ihren Chef in der Krise zum Schulbub machen

Leiten Sie Ihren Chef, aber ziehen Sie ihn nicht am Nasenring durch die Manege

Mark Zuckerberg liefert in der Anhörung vor dem amerikanischen Kongress ein  Musterbeispiel, wie ein ansonsten selbstbewußter Manager als Schulbubi präsentiert wird. Ein Fotograf hat die Unterlage fotografiert, was er sagen soll. Dementsprechend hölzern kam die Aussage des Facebook-Chefs rüber. Zuckerberg hatte die Rolle des Schulbubis – und füllte sie ordentlich aus. Wie das besser geht, lesen Sie hier.

Wenn es richtig brennt, ist die Sternstunde der Krisenkommunikatoren – und der sorgfältig ausgearbeiteten Sprachregelungen zu allen denkbaren Krisenthemen. Auftritte in einer Pressekonferenz, im Kreis Betroffener oder vor politischen Gremien werden seitenlang mit Question & Answer-Papieren vorbereitet, die bitte der Chef zu lernen hat. Da nicht nur die Pressesprecher am Formulieren dieser Sprachregelungen beteiligt sind, sondern auch die Hausjuristen und Besserwisser aus dem Vorstand, sind die Sprachregelungen gestelzt. Sie fühlen sich irre gewollt an und überzeugen nicht. Wer so spricht, kommt im Publikum nicht an. Deshalb gehen regelmäßig derartige Krisentermine in die Hose.

Das ist kein Plädoyer dafür, frei von Fakten in kritische Gespräche zu gehen. Besser ist es jedoch, dass die Manager vorab lernen, welche Haltung sie persönlich und das Unternehmen zum Krisenfall haben. Das ist die ganz persönliche Sicht auf das Thema und lässt sich authentisch vortragen. Obendrein lässt sich die peinliche Veröffentlichung der Sprachregelungen wie bei Faceboook verhindern.

Dank des aufmerksamen Fotografen, der Zuckerbergs Spickzettel fotografiert hat, wissen wir jetzt, dass

  • Zuckerberg auf Attacken von Politikern mit defensiven Aussagen wie „Ich weise das respektvoll zurück.“ reagieren sollte,
  • der Facebook-Boss nicht bestätigen solle, sein Unternehmen erfülle jetzt schon die Anforderungen der Datenschutzgrundverordnung, die im Mai in Europa in Kraft tritt,
  • auf Fragen zu seinem Rücktritt Fehler einräumt, von seiner Person ablenkt und dann verkündet, Facebook werde die gegenwärtigen Herausforderungen wie die vergangenen Schwierigkeiten bewältigen,
  • Zuckerberg bei einer Befragung zum Missbrauch von Daten den Wettbewerber Apple auch gleich mit hineinziehen soll.

Wenn Sie verhindern wollen, dass sich Ihr Chef wie ein Schulbubi in der Krise präsentiert, dann sind 3 Fehler zu vermeiden.

Fehler 1: So viel Sprachregelung vorgeben, dass es nicht mehr seine Sprache ist

Sprachregelungen lassen sich auswendig lernen. Das kostet Zeit. Besser ist die Zeit investiert, wenn der Topmanager im engen Kreis seiner vertrauten Mitarbeiter daran arbeitet, welche Haltung er zu den unterschiedlichen Aspekten der Krise hat. Eine Haltung verinnerlichen Menschen, Sprachregelungen nicht.

Fehler 2: Vertrauliche Unterlage in den öffentlichen Termin mitgeben

Bei Zuckerberg hatte es fast den Eindruck, er hat die Sprachregelungen mitnehmen wollen, um sich in der Befragung durch den Kongress daran festhalten zu können. Das ist ein Zeichen für eine falsche Vorbereitung (siehe Fehler 1). Schlimmer aber ist der Vertrauensverlust der Menschen. „Alles, was der gesagt hat, war abgekartet.“

Fehler 3: Ein Kindermädchen setzt sich neben den nervösen Chef

Immer noch sehr beliebt ist die enge Begleitung des Chefs zum Beispiel durch den Pressesprecher oder die Pressesprecherin, die in kritischen Momenten das Gespräch übernehmen und in die richtige Richtung drängen. Das „Retten seines Arsches“ ist heldenhaft, hinterlässt nur einen schalen Beigeschmack, dass der Manager wohl doch nicht so ernst zu nehmen ist.

In der Krise ist zu wenig Zeit für langwierige Vorbereitungen des Topmanagements auf Auftritte in der Öffentlichkeit. Das sollte vorher geübt werden. Insbesondere die Frage „Was ist eigentlich meine Haltung zu diesem Thema?“ entwickelt sich zu einer schönen Übung. Der Vorstandsvorsitzende guckt dabei gerne seine Mitarbeiter erwartungsfroh an und fordert geeignete Stichwörter ein. Doch damit ist die Mausefalle bereits zugeklappt. In der Krise überzeugt nur, woran der Manager selber glaubt und was seiner Überzeugung entspringt. Anstatt sich Stichwörter soufflieren zu lassen, sollte der Vorstandsvorsitzende in so einer Übung lernen, dass er zuerst eine Linie skizziert, wie er mit der Frage umgehen würde. Dann wird diese Antwortidee dem Stresstest unterzogen. Gut gemacht gehen Top-Führungskräfte nach derartigen Vorbereitungen mit „Ihren“ Botschaften raus. Ohne langen Spickzettel. Ohne die Sorge, dass das Verstellen nicht klappt.

Jörg Forthmann

 

Jörg Forthmann
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