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Stiftung Warentest rät: verklagt VW

Wie Verbraucherschützer eine Krise zusätzlich befeuern

Krisen-PR VW-Klage„Viel Feind, viel Ehr!“ Wenn es nach diesem Motto geht, gebührt der Krisen-PR von Volkswagen höchster Respekt. Nun hat sich auch noch die Stiftung Warentest in den Dieselgate-Skandal eingeschaltet und rät den VW-Kunden, sich einer Sammelklage von myRight in Deutschland anzuschließen. Warum das für VW brandgefährlich ist, lesen Sie hier.

Wenn VW den deutschen Kunden genauso hohen Schadenersatz zahlen müsste wie den Amerikaner, ist der Autokonzern mausetot. Rund 60 Milliarden Euro müssten dann gezahlt werden. Deshalb verkündete der VW-Vorstand unlängst in der Presse, dass ein Schadenersatz für deutsche Kunden nicht geplant ist. Aus Sicht des Kunden ist diese Feststellung gewöhnungsbedürftig. Da verweigert ein Autohersteller eine finanzielle Wiedergutmachung, weil er es sich schlicht nicht leisten kann. Man möchte bloß hoffen, dass diese Sichtweise nicht in die deutsche Rechtsprechung Einzug hält – sonst gibt es demnächst nur noch Schadenersatz, wenn es sich der Schadenverursacher leisten kann.

Gefährliche Allianz baut sich als Gegner von VW auf

Das Sonntagsinterview war möglicherweise auch nicht an die eigene Kundschaft gerichtet, sondern an eine gefährliche Allianz, die eine Massenklage gegen VW organisiert: Sven Bode gründete eigens das Unternehmen myRight, um möglichst viele Kläger gegen die Wolfsburger zu sammeln. Er hat sich mit dem amerikanischen Staranwalt Michael Hausfeld verbündet. Auf der myRight-Webseite steht dazu:

Angetrieben vom VW-Abgas-Skandal gründete Dr. Sven Bode mit Partnern myRight im Frühjahr 2016. Zuvor startete er mit flightright.de das erfolgreichste Internetportal für die Durchsetzung von  Fluggastrechten gegenüber Airlines. In 2014 folgte dann bankright.de, das vielen Tausend Kunden Ansprüche gegenüber Banken & Sparkassen gesichert hat. Bei myRight bringt Sven Bode seine gesamte Erfahrung aus der IT-gestützten Stärkung der Verbraucherrechte ein– unterstützt von einem verlässlichen Team aus erfahrenen Juristen und Softwareentwicklern.

Speziell für VW kooperiert myRight mit der Kanzlei Hausfeld.  Michael Hausfeld hat sich bereits in den USA mit VW über eine Entschädigung tausender Autofahrer geeinigt – und kooperiert nun auch mit myRight in Deutschland.

Doch damit nicht genug. Bis jetzt konnte VW hoffen, dass die Deutschen der Offerte misstrauen. Nun aber hat die Stiftung Warentest myRight unter die Lupe genommen und empfiehlt VW-Kunden eine Klage mit Hilfe der Internetplattform. Die Verbraucherschützer haben nur minimale Kritikpunkte und schreiben: „Das Fazit: Interessanter Deal für viele VW-Kunden“

my-right.de ist eine bequeme Möglichkeit, Schadenersatzansprüche gegen VW durchzusetze. Wenn es nicht klappt, zahlen Kunden gar nichts. Wenn es klappt, geht gut ein Drittel des Schadenersatzes ans Unternehmen. Für viele Fahrzeugbesitzer dürfte das ein guter Deal sein. Denn die Ansprüche gegen VW selbst geltend zu machen, ist annähernd aussichtslos.

Hausfeld ließ bereits über die Medien verkünden, dass er um die Existenzbedrohung für Volkswagen wisse. Eine genauso hohe Schadenersatzsumme wie in den USA würde VW nicht überleben. Deshalb würde er sich auch mit kleineren Summen zufrieden geben. 1.000 bis 1.500 Euro sind im Gespräch. myRight will mehrere 100.00 Klagen sammeln, am liebsten deutlich über eine Million.

Der Zulauf bei myRight könnte nun aufgrund der unverhohlenen Warentest-Empfehlung deutlich zunehmen, denn Bode hat in der Vergangenheit bereits hohes Marketinggeschick bewiesen, seine Klage-Plattformen in die Presse zu bringen und dadurch Kläger hinter sich zu scharen. Obendrein hat er bei Flightright bereits gelernt, wie er hoch automatisiert große Mengen an Anfragen von Geschädigten abwickeln kann. Die VW-Manager brauchen also auch nicht zu hoffen, dass sich Bode an diesem Brocken verschluckt.

Praktizierte Kundenverachtung lässt sich auch durch die beste Krisen-PR nicht heilen

Und was heißt das für VW? Den Wolfsburgern ist dringend angeraten, einen anderen Umgang mit ihren Kunden zu leben. Bislang gibt es Informationen über Dieselgate und seine Folgen, Rückrufe und Hinweise zu den wahren Auswirkungen der Manipulation nur nach „Gottes Gnaden“. Der große VW-Konzern hat es bei weitem nicht verstanden, sich bei den betroffenen Kunden geläutert zu zeigen und sich offensiv um Wiedergutmachung und Entschuldigung zu bemühen. Das wird jetzt höchste Zeit, oder der Frust der Kunden entlädt sich bei Plattformen wie myRight. Das könnte VW deutlich billiger haben, denn Zuwendung gegenüber Kunden ist deutlich preiswerter als Millionen von Klagen.

Von außen betrachtet haben jedoch die Juristen in der Autostadt das Zepter in der Hand, und da sind derart kundenzugewandte Gesten kaum zu erwarten. Die Krisenkommunikatoren können dann auch nicht mehr helfen. Praktizierte Kundenverachtung lässt sich auch durch die beste Krisen-PR nicht heilen.

Jörg Forthmann

Jörg Forthmann
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1 Comment

  1. Habe eine Audi Q5 nit Jahrgang 2010 mit manipulierter Software die am 6. Februar in ener halben Stnde korrigiert sein soll. Glaube der Amag Garage Davos nicht.

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