Die Nachricht ist bislang nur als Randnotiz durch die Medien gelaufen, könnte aber die Krisenstrategie des ADAC vollkommen über den Haufen werfen: Im Manipulationsfall um den ADAC-Autopreis „Gelber Engel“ hat sich die Münchner Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Aufgrund der Medienberichte prüfe man, ob hier Straftatbestände berührt sein könnten oder nicht, teilte die Münchner Staatsanwaltschaft der Bild-Zeitung mit. Sollte die Staatsanwaltschaft tatsächlich ermitteln, wird sie auch den abgetretenen ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter befragen. Das wäre der Gau. Denn Ramstetter hat bisher jede Schuld auf sich genommen. Wenn allerdings strafrechtliche Konsequenzen drohen, könnte er sich daran erinnern, dass er doch nicht allein gehandelt hat und dass das ADAC-Topmanagement doch von den Manipulationen wusste. Dann würde die gesamte Krisenkommunikation des Automobilclubs in sich zusammenbrechen.
Ein Ermittlungsverfahren sei bislang aber nicht eingeleitet worden. Momentan gebe es keinen Anfangsverdacht für eine verfolgbare Straftat, berichtet der Bayerische Rundfunk. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft München I, Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch, sagte: „Betrug scheidet ja offenbar aus. Bleiben noch Bestechung oder Vorteilsnahme als mögliche Ermittlungs-Tatbestände.“ Der Automobilclub hat der Staatsanwaltschaft in München inzwischen „vollumfängliche Unterstützung“ bei der Aufklärung der manipulierten Auswertung zum ‚Lieblingsauto der Deutschen‘ angeboten. Falls nötig, werde der Club sämtliche verfügbaren Dokumente und Unterlagen zur Verfügung stellen, wie die ADAC-Pressestelle am Dienstag mitteilte. Das reicht allerdings nicht. Der ADAC sollte sich jetzt sehr schnell durch einen erfahrenen Strafrechtler beraten lassen – um ein Ermittlungsverfahren schnellstmöglich abzuwenden. An Stelle des ADACs würde ich mich keinesfalls darauf verlassen, dass das Nervenkostüm des EX-Kommunikationschefs bei einer Befragung durch die Staatsanwaltschaft standhält.
Jörg Forthmann
In den Medien hat der Skandal weitere Folgen, die absehbar waren. Für den Postillon ist das natürlich ein gefundenes Fressen (http://www.der-postillon.com/2014/01/adac-in-wahrheit-einzelner-mechaniker.html), auch Spiegel Online macht sich lustig über den „Ramstetter-Faktor“ (http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/adac-manipulation-k-i-t-t-auto-des-jahres-bei-spiegel-online-a-944669.html), und Handelsblatt Online widmet sich schon den Alternativen zum ADAC (http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/deutsche-automobilclubs-das-sind-die-alternativen-zum-adac/9363326.html).