“Darf ich mal bei Ihnen aufs Klo?” – 3 Tricks eines Investigativjournalisten - Faktenkontor “Darf ich mal bei Ihnen aufs Klo?” – 3 Tricks eines Investigativjournalisten - Faktenkontor

“Darf ich mal bei Ihnen aufs Klo?” – 3 Tricks eines Investigativjournalisten

Barstow

 

David Barstow ist Investigativjournalist bei der New York Times. Mit drei Pulitzer-Preisen wurde er ausgezeichnet für seine Reportagen über schlechte Arbeitsbedingungen, Bestechung in amerikanischen Unternehmen und Manipulation von Medien. Nun hat er einen kleinen Einblick gegeben, wie er verschwiegene Quellen und eiserne Pressesprecher knackt.

Zeige nie, dass Du schwitzt

Barstows neigt dazu, vor den entscheidenden Interviews stark zu schwitzen. Offensichtlich ist er auch ein Stück nervös, wenn er auf Schlachtrösser in den Vorstandsetagen trifft. Seine Strategie: Keine Angst zeigen, auch wenn die Hände verschwitzt sind. Er führt sein Interview besonders erbarmungslos, will sein Gegenüber zermürben. Seine Rolle ist die des Meisters über die Geschichte. Wenn die Interviewpartner auf dieses Spiel reinfallen und geschockt sind von der Entschlossenheit des Journalisten, fällt es Barstow leicht, die unangenehmen Antworten zu erhalten – trotz verräterisch verschwitzter Hände.

Vereinfache komplexe Geschichten

Komplexe Sachverhalte sind schwierig zu recherchieren. Barstow sucht sich deshalb kleinere Teile der Geschichte. Anstatt die große Bestechungsgeschichte zu liefern, recherchiert Barstow einen konkreten Fall als Beleg für die große Geschichte. Oft genug ergeben sich dann neue Ansatzpunkte für weitere Recherchen.

Unangemeldete Überraschungsbesuche

Wenn Barstow keinen Interviewtermin bekommt, besucht er seine Interviewpartner unangemeldet. Privat. Zwischen 6 und 8 Uhr abends. Meistens wird er aus Höflichkeit ins Haus gebeten. Wenn er erst einmal in den Privaträumen ist, nutzt er jede Chance, möglichst lange zu bleiben. Angebotene Getränke nimmt er gerne an. Im Zweifelsfall fragt er, ob er das Bad benutzen kann.

Kommunikatoren sind gut beraten, ihre Vorstände auf diese Tricks von Investigativjournalisten vorzubereiten. Im Endeffekt ist es ein Spiel zwischen Journalist und Unternehmen – bei dem der Investgativreporter allzu gern die Regeln diktiert, weil ihm das Vorteile verschafft. Wer das erkennt, weiß, wie er darauf reagieren muss.

Jörg Forthmann

Jörg Forthmann
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