Warum sich Privatbank von Geissens distanziert - Faktenkontor Warum sich Privatbank von Geissens distanziert

Hauck & Aufhäuser: Warum sich die Privatbank von Millionärsfamilie distanziert

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Das passiert wohl eher selten. Die renommierte Privatbank Hauck & Aufhäuser distanziert sich von einer weithin bekannten Millionärsfamilie. In einer „Richtigstellung“ scheibt die Bank: In der aktuellen Berichterstattung zum Fonds Patriarch Classic Dividende 4 Plus in Zusammenhang mit der Bewerbung durch Robert Geiss wird häufig Hauck & Aufhäuser Privatbankiers als Fondsinitiator genannt. Dies ist definitiv falsch.“ Die „Geissens“ sind eine Millionärsfamilie, die durch eine TV-Reality-Soap zu zweifelhafter Prominenz gelangt sind – eher zum Fremdschämen, so gar nicht geeignet als Aushängeschild für eine Privatbank. Wie die Bank in diese missliche Situation geraten ist, lesen Sie hier.

geissens2Robert Geiss hat gerade seinen 51. Geburtstag gefeiert, liebt ein saftiges Steak, zählt „Rambo“ und „Rocky“ zu seinen Lieblingsfilmen und hat seine Lebensweisheiten auch schon als Buch herausgebracht: Von nichts kommt nichts – voll auf Erfolgskurs mit den Geissens. Und in der Tat: Die Geissens haben Erfolg. Sie aalen sich mit ihrer Familien-Soap im Fernsehprogramm, machen augenscheinlich Millionen mit Sportbekleidung und scharen eine große Fanschar um sich herum. Welches Publikum die „Geissens“ begeistern, zeigt sich an den Kommentaren zu den DVD’s, die auf der eigenen Webseite angeboten werden: „Hallo Familie Geissen,ihr habt alles richtig gemacht, aus dem kalten Deutschland raus und ab auf die kotasur.“ Das passt so gar nicht zu Hauck & Aufhäuser – Privatbankiers seit 1796.

Kommunikationskrise durch Promi-Millionäre und zweifelhaften Investmentguru

Tatsächlich wirbt Robert Geiss für einen Investmentfonds mit dem Slogan „Reich mit Geiss“. Man ahnt es bereits: So richtig vertrauenswürdig scheint das nicht zu sein. Der von Medien als „zweifelhafter Investmentguru“ betitelte Bernd Förtsch (Wirtschaftswoche: „Bernd Förtsch – Investor mit mysteriösem Geldkreislauf“) soll den Fonds mit auf den Markt gebracht haben. Die Luxemburger Niederlassung Hauck & Aufhäuser fungiert für diesen Fonds als Depotbank. Hauck & Aufhäuser verwahrt also das Fondsvermögen. Ob nun Zufall oder nicht wurde die Privatbank mehrfach als Fondsinitiator genannt. Das erhöht das Vertrauen der potenziellen Anleger, gefährdet aber die Reputation der Bank. So titelte bereits Stiftung Warentest: „Geiss“-Dividendenfonds: Kein Rezept zum Reichwerden.

Vollbremsung verleiht Kommunikationskrise erst noch Schwung

Hauck & Aufhäuser hat mit der „Richtigstellung“ eine Vollbremsung hingelegt. War das richtig? Die Mitteilung der Privatbankiers hat auf jeden Fall ein deutlich größeres Medienecho erzeugt als alle Publikationen zuvor. Die Geissens sind eben doch immer gerne eine Nachricht wert. Leider ist die sehr klare Botschaft auch nicht überall verstanden worden, so berichtet die Stiftung Warentest: „Selbst die Fonds­gesell­schaft Hauck & Aufhäuser versucht jetzt, auf Distanz zur reißerischen Fonds­vermarktung zu gehen.“ Das Missverständnis – die Bank habe den Fonds aufgelegt – irrlichtert also weiter durch die Welt. Die Presseinformation hat die Berichterstattung erst unnötig angefeuert. Klüger wäre es gewesen, die Falschberichterstattung eine nach der anderen zu tilgen – durch die stoische Ansprache der Redaktionen und nötigenfalls durch medienrechtliche Maßnahmen.  Das ist deutlich mühsamer, läuft aber im Hintergrund.

Jörg Forthmann

Jörg Forthmann
Posted inKrisen-PR Blog: Mediengau

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