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Krisen-PR: der tiefe Fall der Topmanager

Immer mehr Manager werden wegen unethischen Verhaltens entlassen

Krisen-PR: der tiefe Fall der Topmanager GrafikEs gibt eine unheilige Allianz zwischen Fehlverhalten und mangelnder Krisen-PR: Immer mehr Manager werden für ihr unethisches Verhalten rausgeworfen. Erst machen sie einen Fehler, dann wird dieser Fehler unnötig öffentlich und schließlich zieht der Aufsichtsrat die Notbremse. Lesen Sie hier die Gründe und wie Krisenmanager helfen können.

Jüngste Zahlen von PwC lassen aufhorchen: Während in den Jahren 2007 bis 2011 in 2.500 untersuchten Konzernen nur 52 Chefwechsel wegen Ethik-Fehlern registriert wurden, waren es im Zeitraum 2012 bis 2016 bereits 82 unehrenhafte Entlassungen. Wahrscheinlich ist die Dunkelziffer sogar noch höher, weil der wahre Grund für das unerwartete Ausscheiden eines Topmanagers oft nicht öffentlich wird. Zu den ethischen Verfehlungen, die PwC gezählt hat, gehören Insiderhandel, Bestechung, Betrug, aber auch Umweltskandale oder gefälschte Lebensläufe. Beispiele hierfür sind wohl bekannt: VW-Chef Martin Winterkorn musste wegen des Dieselskandals gehen. Auch der Suzuki-Chef stolperte über falsche Abgaswerte, während Klaus Kleinfeld ein launiger Brief an seinen Großaktionär zum Verhängnis wurde.

Zunehmende Sensibilität in der Öffentlichkeit für Fehlverhalten von Topmanagern

Ursache für die steigende Zahl der Rauswürfe aus der Chefetage sei kein Verfall der Sitten im Topmanagement, mutmaßt PwC. Vielmehr wachse die Sensibilität für Fehlverhalten. Früher seien auch größere Skandale ohne Folgen für Vorstände geblieben. Heute hingegen wird das Verhalten von Führungskräften viel kritischer beäugt. Ursache hierfür ist unter anderem die Finanzkrise, die zu Vertrauensverlusten geführt hat.

Damit verändert sich das Umfeld für Topmanager empfindlich: Die gestiegene Sensibilität drückt sich in verschärften Gesetzen aus, so dass Vorstände für ihr Verhalten deutlich schneller und härter bestraft werden – oder zumindest staatsanwaltschaftlich verfolgt werden. Gleichzeitig berichten die Medien intensiver über Fehltritte in den Chefetagen.

Medienberichterstattung befeuert die Krise zusätzlich

Das führt zu einer missliebigen Beschleunigung der Ereignisse. Aufsichtsräte fühlen sich genötigt, sich mit „dem Fall“ zu befassen und öffentlich zu demonstrieren, dass sie ein derartiges Fehlverhalten nicht dulden. Das muss nicht gleich zur Abberufung führen, aber dem Chef der Bank Wells Fargo haben die Aufseher mehrere Millionen an Boni gestrichen. Derartige symbolische Bestrafungen dienen oftmals eher der Besänftigung der Öffentlichkeit als der Züchtigung der Vorstände. Bei Wells Fargo hat die öffentliche Berichterstattung zudem dazu geführt, dass sich die Aufsichtsbehörden eingeschaltet haben; das wäre ohne breite mediale Berichterstattung möglicherweise nicht passiert.

Den Krisenkommunikatoren kommt also bei Fehltritten ihrer Chefs eine besondere Bedeutung zu: Sie sollten dringend dafür sorgen, dass die Geschichte nicht durch die Gazetten geistert und zügig die Berichterstattung eindämmen. Das ist besonders schwer bei einem Unternehmen, das ohnehin schlecht beleumundet ist, denn dann passt das Fehlverhalten auf der Vorstandsebene perfekt zum Gesamteindruck und ist ein weiterer Beleg für die Schlechtigkeit der Firma. Anders verhält es sich, wenn das Unternehmen einen tadellosen Ruf pflegt und – unerwartet – mit einem Ungeschick durch da Topmanagement konfrontiert ist. Dann lässt sich das Ganze besser als Versehen verkaufen, was es ja wahrscheinlich auch ist.

Die beste Krisen-PR ist der systematische Reputationsaufbau im Vorfeld der Krise

Deshalb lohnt es sich, gezielt in den Aufbau der Reputation zu investieren. Reputation ist wie ein Sparbuch: In gute Zeiten zahlt man ein, in schlechten Zeiten wird abgebucht. Kluge Vorstände achten darauf, dass die Firma intensiv an ihrer guten Reputation arbeitet – auch aus ganz eigennützigen Motiven. Leider wird dieser Zusammenhang noch zu selten von Führungskräften erkannt.

Jörg Forthmann

 

Jörg Forthmann
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