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Krisen-PR: Rheinbahn lässt Känguru boxen

rheinbahnTatsächlich war es nur ein Pappkänguru. Die Düsseldorfer Rheinbahn  hatte sich zur Belustigung seiner Mitarbeiter für das Betriebsfest etwas Besonders einfallen lassen: Ein boxendes Känguru trat auf. Nicht nur, dass einige Mitarbeiter die tierische „Clown-Nummer“ wenig witzig fanden. Die Rheinbahn hat nun Ärger mit dem Veterinäramt, der Tierschutzpartei und der radikalen Tierschutzorganisation PETA. Außerdem dürfte die Frage aufkochen, warum eine Firmenfeier für mehr als 100 Euro pro Person ausgerichtet wird, wenn gleichzeitig operativ ein Verlust von über 50 Millionen Euro eingefahren wird. Wie sich die Rheinbahn in die Sackgasse hineinmanövriert hat, lesen Sie hier.

Die Rheinbahn engagierte eine Münchener Dompteurin, in insgesamt drei Auftritten einen Boxkampf vor den Mitarbeitern zu zeigen.  Heute wird der Rheinbahn-Sprecher Eckhard Lander zitiert: “ Wir bedauern den Auftritt sehr. Er hätte nicht gebucht werden sollen. Die Nummer ist allen Beteiligten durchgegangen, die ein Veto hätten einlegen können. Das ist dumm gelaufen.“ Doch die Wahrheit ist wahrscheinlich viel schlimmer. Hätte die Rheinbahn auch nur eine Minute gegoogelt, wäre ihr eine Meldung der radikalen PETA-Organisation aufgefallen: In München werden nach Überzeugung der Tierschützer Kängurus nicht artgerecht gehalten. Und siehe da! Der WDR bringt in seinem Internet-Auftritt ein Foto von PETA, das das Känguru kurz vor dem Auftritt zeigen soll (siehe oben). PETA war also vor Ort. Ganz nebenbei: Tatsächlich war es nur ein Pappkänguru auf dem Foto.

Anstatt sich mit einen tiefen Kotau sehr zerknirscht zu zeigen, erkennt die Rheinbahn den Ernst der Lage nicht. PETA zieht im Hintergrund die Strippen und informiert die Medien. Das müsste sämtliche Alarmglocken klingeln lassen. Statt dessen sagt der Pressesprecher laut WDR: „Soweit ich weiß, sind keine Tierschutzbelange verletzt.“ Mindestens fehlte die Genehmigung des hiesigen Veterinäramtes. Eine Genehmigung für den Auftritt sei nicht erteilt worden, erklärt das Kreisveterinäramt.

bilanz rheinbahn 2013Doch die ausschweifende Feier – „Ich habe in 30 Jahren noch nicht erlebt, dass die Zuschauer so besoffen waren“, empört sich die Känguru-Dompteurin – wirft noch mehr Fragen auf. Bemerkenswerte 300.000 Euro soll die Sause gekostet haben. Bei 2.821 Mitarbeitern der Rheinbahn sind das umgerechnet 106 Euro pro Person. Ein Blick in den Geschäftsbericht zeigt, dass die Düsseldorfer 2013 einen operativen Verlust von über 50 Millionen Euro eingefahren haben. Wie passt das zusammen?

Wenn Journalisten ein wenig wühlen, wird der Känguru-Boxkampf ein schmutziges Nachspiel haben.

Zumindest ist dieser Fall ein gutes Lehrbeispiel: Erst Lage aufklären, dann kommunizieren. Sonst wird die Krise nur unnötig befeuert.

Jörg Forthmann

 

Jörg Forthmann
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