Krisen-PR: VW drückt sich vor Garantien bei Dieselgate - Faktenkontor Krisen-PR: VW drückt sich vor Garantien bei Dieselgate - Faktenkontor

Krisen-PR: VW drückt sich vor Garantien bei Dieselgate

Garantien verwirren Kunden unnötig – deshalb gibt es besser keine

Krisen-PR VW Garantie2Volkswagen verstolpert sich im Dieselgate-Skandal sogar bei Selbstverständlichkeiten. Es soll weiterhin keine Garantie geben, dass VV-Fahrzeuge durch die Mängelbeseitigung keine Einbußen bei Kraftstoff, Emissionen und Motorleistung erleiden. Warum Volkswagen sich dadurch unnötig Ärger mit Kunden aufhalst, lesen Sie hier.

Eigentlich schien die Sache klar: Volkswagen rüstet die von der Abgasmanipulation betroffenen Fahrzeuge um, so dass alle Kunden ein genauso gutes Auto haben wie vorher – nur eben ohne Abgasmanipulation. Aus Sicht der Krisen-PR kann VW überhaupt kein Interesse haben, dass es daran irgendeinen Zweifel gibt. Vor allem nicht in Deutschland, wo der Konzern seinen Kunden keinesfalls auch nur einen Euro Schadenersatz zugestehen will – eben weil die Fahrzeuge durch die Umrüstung überhaupt keine Nachteile erleiden. So sagt es VW.

Fehlzündung in der Krisen-PR: Erst gibt es eine Dieselgate-Garantie…

Und trotzdem war es dem „Focus“ eine Meldung wert, dass Volkswagen seinen deutschen Kunden eine Garantie für umgerüstete Dieselmodelle gewähre. Denn dazu hatten sich die Wolfsburger bislang nicht hinreißen lassen. Es wird von VW-Kunden berichtet, die vom Autokonzern eine derartige Garantie verlangt hatten, aber wie an Teflon abgeperlt sind. Nun aber sollte es die Garantie – jetzt doch – geben. Dies hätten am vergangenen Montag VW-Vertreter im Bundesverkehrsministerium bestätigt.

VW hat die Auflagen meiner Untersuchungskommission und des KBA vollumfänglich zu erfüllen. Abweichungen davon werden nicht akzeptiert. VW hat die Garantie übernommen, dass bei Kraftstoffverbrauch, CO2-Emissionen oder Motorleistung nach der Umrüstung keine Verschlechterungen stattfinden und alle typgenehmigungsrelevanten Fahrzeugwerte unverändert Bestand haben“, erklärte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt laut Ministerium.

…und dann doch nicht mehr

Doch der Minister, der sich nach Kräften bemüht, Volkswagen und alle anderen Autokonzernen vor allzu bösen Folgen des Dieselgate-Betrugs zu bewahren, wurde postwendend aus Wolfsburg brüskiert. Ja, der Umbau der Autos werde keine negativen Auswirkungen haben; nach der Umrüstung der Fahrzeuge gebe es bei Kraftstoffverbrauch, CO2-Emissionen oder Motorleistung keinerlei Verschlechterung. Nein, der Autobauer stelle den Kunden nach der Umrüstung nur eine „garantiegleiche“ Bescheinigung aus. Eine „Garantie“ gebe es weiterhin nicht, zitieren Journalisten aus „Unternehmenskreisen“.

Der offensichtlich mittlerweile von Juristen geführte Volkswagen-Konzern selbst will den Begriff „Garantie“ nicht verwenden. Grund seien juristische Feinheiten. Der Konzern befürchtet , dass Kunden zum Beispiel ein halbes Jahr nach der Umrüstung mit einem Motorschaden in eine Werkstatt kommen könnten und dies auf die neue Software zurückführen, auch wenn der Schaden damit nichts zu tun hat. Das ist – gelinde gesagt – totaler Quatsch. So bietet der Konzern unter anderem die „Rundum-Sorglos-Garantie“ an, die eben auch nicht alle Schäden umfasst – das ist penibel geregelt. Wenn man aber bei Leasingverträgen nicht nur „Garantien“, sondern gleich „Rundum-Sorglos-Garantien“ verspricht: Warum sollen Kunden verstehen, dass sie als Dieselgate-Betrogene keine schnöde „Garantie“ für die Umrüstung ihrer Fahrzeuge bekommen?

krisen-PR VW garantieAls wäre es aus Sicht des Krisenkommunikators nicht bereits schlimm genug, machen es die helfenden Hinweise der Juristen nur noch schlimmer. Auch im Kundeninteresse sei es wichtig bei etwaigen Schäden, die nichts mit dem Abgasskandal zu tun hätten, eine Verunsicherung hinsichtlich möglicher Gewährleistungsregelungen zu vermeiden. Anders formuliert: Unsere Kunden sind so doof, dass die nicht verstehen, was unter die“Garantie“ fällt. Bei einer „garantiegleichen“ Bescheinigung ist das offensichtlich ganz anders.

Juristen verschärfen offensichtlich unnötig die VW-Krisenkommunikation

Liebe Juristen, die ihr so fleißig den Wolfsburgern in der schlimmsten Krise des Konzerns helft. Bitte mischt nicht auch noch so weltfremd in der Krisen-PR von VW mit. Allein haben es die Krisenkommunikatoren schwer genug. Es gibt nur eine einzige akzeptable Lösung aus Sicht der Öffentlichkeit: VW rüstet alle Dieselgate-Fahrzeuge auf seine Kosten und ohne irgendeine Verschlechterung der Verbrauchs-, Emissions- und Leistungswerte um. Darauf können sich alle Kunden garantiert (!) verlassen.

Wer einen Schaden verantwortet, muss für die Beseitigung gerade stehen. Ohne sprachliche Spiegelfechterei.

Jörg Forthmann

Jörg Forthmann
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