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Krisen-PR: Wenn die Kirche zum Totengräber wird

Umarme den Pfarrer, aber schlage ihn nicht

Wenn der Tod naht, kommt der Pfarrer für die letzte Ölung. Bei der Kohle- Öl- und Gasindustrie ist es anders. Hier kommen Kirchenleute, um sie sterben zu lassen. Wie die Kirche zum Krisenauslöser wird und was das für Sie bedeutet, lesen Sie hier.

Nein, öffentlich werden sollte dieses Treffen im Vatikan nicht. Papst Franziskus und die katholische Privatuniversität Notre Dame aus dem amerikanischen Bundesstaat Indiana haben für die nächste Woche zu einem Treffen von Finanzinvestoren und Industriemanagern im Vatikan eingeladen. Die Gästeliste ist prominent: Laut „Financial Times“ sollen etwa vierzig Topmanager ihr Kommen zugesagt haben, darunter Larry Fink vom Vermögensverwalter Blackrock sowie Bob Dudley und Darren Woods der Ölkonzerne BP und Exxon Mobil. Die Teilnehmerliste und das Programm sind geheim. Allerdings verlaute aus der norwegischen Öl- und Gasgesellschaft Statoil, dass über Klimawandel und über die Energiewende gesprochen wird. Möglicherweise – so wird spekuliert – schaut auch der Papst hochpersönlich vorbei.

Die Krise nahm mit der Enzyklika „Ladato Si“ still ihren Anfang

Die Agenda passt zu der vor drei Jahren von Papst Franziskus verfassten Enzyklika „Laudato Si“, in der zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt aufgerufen wird. Der Papst will es offensichtlich nicht bei Apellen belassen. Katholische Institutionen haben bereits angekündigt, nicht mehr in die Kohle-, Gas- und Ölindustrie zu investieren.

Nun wird der Druck erhöht. Der Vatikan wird es – so ist zu vermuten – nicht bei einem höflichen Austausch belassen, sondern konkrete Zusagen einfordern, um die Schöpfung zu bewahren. Ebenso absehbar ist die wenig befriedigende Antwort der Managerelite aus Kohle-, Gas- und Ölindustrie.

Kämpfe gegen moralische Instanzen sind aussichtslos

Dann könnte es ernst werden in den Kommunikationsabteilungen der Konzerne. Wenn die Kirche zum Sturm bläst, ist die öffentliche Empörung sicher. Zwar leidet die Kirche unter beständigem Mitgliederschwund, aber öffentlichen Druck können Kirchenmänner immer noch hervorragend aufbauen. Sie sind eben doch noch eine moralische Instanz.

Und das macht diese Krise für die Unternehmen so gefährlich. Eine moralische Instanz kann man nicht angreifen oder entwaffnen. Man kann sich ihr zwar entgegen stellen und die öffentliche Empörung als Risiko des eigenen Geschäftsmodells einfach wegbuchen. Doch öffentliche Empörung hält keine Industrie lange aus, weil dann die Politik eingreift und die Regelwerke neu definiert. Das tut weh. Atomkraftwerkbetreiber in Deutschland können davon ein Lied singen.

Krisen-PR: Feigenblatt zu klein für die Scham

Einfach einknicken geht auch nicht, denn es stehen Milliarden auf dem Spiel. Was also dann tun? Guten Willen zeigen. In Gesten des guten Willens sind die Konzerne bestens geübt. In Deutschland tummeln sich die Unternehmen mit Eifer in der Sonnen- und Windenergie. Zumindest wenn man der Außendarstellung folgt. Tatsächlich ist das Engagement in der klimaneutralen Energieproduktion nicht viel mehr als ein Feigenblatt. Das verdeckt die Scham nicht wirklich.

Die Konzerne wären gut beraten, im Vorfeld des Treffens im vatikanischen Beichtstuhl eine gemeinsame Aktion zur Rettung des Klimas zu verabreden. Und zwar milliardenschwer. Das macht was her. Das zeigt Engagement. Ist aber faktisch kaum wesentlich mehr als die Summe aller Einzelengagements. So lässt sich zumindest die erste Phase der Krise meistern.

Gelöst ist das Problem damit nicht. Die katholische Kirche ist dafür bekannt, Langmut unter Beweis zu stellen. Sie wird dem Thema treu bleiben und beizeiten erneut den mahnenden Finger heben. Auf Sicht hilft nur echtes Klimaengagement. Vor der Macht der katholischen Kirche hilft selbst der allzu industriefreundliche Trump nur begrenzt.

Jörg Forthmann

Jörg Forthmann
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