Verfehlte Provokation: Fruchtsaftflasche mit AfD-Aufdruck kommt nicht gut an
Guerilla-PR-Aktionen sind ein zweischneidiges Schwert: Gehen sie gut, sichern sie Topplätze in der öffentlichen Aufmerksamkeit. Gehen sie hingegen schief, gibt es richtig Prügel. True Fruits liefert mit seiner neuen Flaschenkollektion ein Beispiel für eine misslungene PR-Aktion. Sehen Sie hier, was schief ging – und was Sie daraus lernen können.
Der Safthersteller liefert – rechtzeitig zur Bundestagswahl – Flaschen mit den Parteinamen im Schriftzug. Die Palette reicht von „Die Linke“ bis zur „AfD“. Vor allem die AfD-Flasche sorgt für Empörung; darf man für eine rechte oder sogar rechtsradikale Partei mit seinen Produkten Werbung machen? Die True-Fruits-Kampagne ging richtig viral als Edeka sich weigerte, die AfD-Flaschen zu verkaufen und das sogleich mit der Kampagne „Rechts ist bei uns kein Platz im Regal“ kommunizierte.
Das war die Idee hinter der Kampagne:
Im September 2021 fangen wieder die Wahlen in Deutschland an und die Parteien präsentieren ihre – teils 200 Seiten langen – Wahlprogramme. Aber wer hat die Zeit sich all das durchzulesen, geschweige denn, ab dem zweiten Programm nicht wieder zu vergessen, was im Ersten stand? Wir!
Denn wir haben uns die Mühe gemacht und die Parteiprogramme der sechs größten Parteien im Bundestag durchgelesen, um mit einem kleinen true-or-false-Spielchen das Wissen aller – ja auch das der Politiker selbst – zu testen. Insgesamt werden auf sechs Flaschen immer neun Punkte genannt, die so im Parteiprogramm stehen – oder eben nicht. Ziel dieser Kampagne ist es, sein Wissen über die Parteien zu testen & herauszufinden, welche beiden Punkte von uns ausgedacht sind. Die Lösungen dafür findet man im Flaschenumdrehen und über den QR-Code gelangt man zu den passenden Quellen.
Aus dem Bauch heraus hatte ich erwartet, dass sowohl True Fruits als auch Edeka von dieser Auseinandersetzung profitieren, denn die Kampagnenidee von True Fruits war gut gemeint. Doch weit gefehlt. True Fruits erhielt zwar eine große Sichtbarkeit, doch negativ geprägt und vor allem emotional aufgeladen. Schlimmer geht es nicht.
Der Mut von True Fruits wurde nicht honoriert. Der Safthersteller adressierte ungewollt mit seiner Kampagne ein hochsensibles gesellschaftliches Thema: Wie gehen wir mit einer Partei um, die zumindest in Teilen bekennend rechtsradikal ist? In diesem extremen Spannungsfeld wird offensichtlich keine Provokation verziehen.
Jörg Forthmann