Nach "Menschenversuchen" der Durchmogel-Versuch? - Faktenkontor Nach "Menschenversuchen" der Durchmogel-Versuch? - Faktenkontor

Nach „Menschenversuchen“ der Durchmogel-Versuch?

PharmaSpiegel online titelt: „West-Pharmafirmen betrieben Menschenversuche in der DDR“. Andere Journalisten sehen den „größten Pharmaskandal der Nachkriegsgeschichte“. Westliche Pharmaunternehmen sollen in mehr als 50 DDR-Kliniken über 600 Medikamentenstudien mit mehr als 50.000 Probanden durchgeführt haben. Tote soll es gegeben haben, und Patienten sollen über Risiken und Nebenwirkungen im Unklaren gelassen worden sein. Nun rollt die Empörungswelle durch die Republik. Und was tut die Pharmabranche? Sie taucht unter – soweit es geht. Die Vorgänge liegen lange zurück, heißt es. Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller wird mit der Aussage, man sehe „bisher keine Verdachtsmomente“ zitiert. Die Pharmabranche macht in dieser Krise keine gute Figur. Dieses Thema wird nicht so schnell wieder verschwinden. Deshalb ist die Strategie, so lange tief geduckt das Mediengewitter über sich ergehen zu lassen, bis es abgezogen ist, nicht wirklich klug.

Die Unternehmen werden von den Menschen wahrgenommen als gewissenlose Firmen, die billig missliebige Medikamententests in die DDR abgeschoben haben und es dabei mit ethischen Standards nicht so genau genommen haben. Plumpes Abwiegeln hilft da nicht weiter. Die Kommunikatoren sind darum bemüht, Reputationsschaden von ihrem Unternehmen abzuwenden – und werden dabei als egoistisch agierend wahrgenommen. Denn sie übersehen dabei den obersten Grundsatz der Krisenkommunikation: „We care about you!“ Die Menschen erwarten, dass sich Unternehmen um „Opfer“ kümmern und sich größtmögliche Mühe geben, Fehler zu bereinigen. Diese Erwartung kann man nur dann nicht bedienen, wenn Vorwürfe falsch sind und klar richtig gestellt werden können. Beides ist gerade nicht zu sehen.

Jetzt wäre es dringend an der Zeit,  Demut und Menschlichkeit zu zeigen.

Jörg Forthmann

Jörg Forthmann
Posted inKrisen-PR Blog: Mediengau

Diesen Beitrag kommentieren:

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert