Wie Apfelbauern Greenpeace auf's Kreuz gelegt haben - Faktenkontor Wie Apfelbauern Greenpeace auf's Kreuz gelegt haben

Sehenswert: Wie Apfelbauern Greenpeace auf’s Kreuz gelegt haben

greenpeace apfelplantagenGreenpeace ist für Krisenkommunikatoren ein Gegner, der Schweißperlen auf die Stirn treibt. Jetzt haben sich die Umweltschützer Apfelbauern ins Visier genommen. Doch die haben sehr wirkungsvoll gekontert. Lesen Sie hier, wie ihnen das gelungen ist.

Die Greenpeace-Meldung klingt schrecklich: „In den Böden und Gewässern um Europas Apfelplantagen stecken jede Menge Pestizide. Dennoch spritzen viele Landwirte ihre Bäume weiter mit den Giften.“ In zwölf europäischen Ländern untersuchte Greenpeace Gewässer und Böden in der Umgebung von Apfelplantagen. Und entdeckte zahlreiche Pestizidrückstände. Insgesamt 37 unterschiedliche Pestizide fanden sich in den 49 Bodenproben; die 36 Wasserproben enthielten 38 verschiedene Pestizide. Die industrielle Apfelproduktion setze nach wie vor gefährliche Pestizide ein, die Umwelt und Verbraucher schädigen könnten.

Das saß. Vergiftete Lebensmittel laufen immer, und so rollte denn auch die Greenpeace-Meldung einmal durch die deutsche Medienlandschaft. Doch die Obstbauern reagierten schnell und mobilisierten umgehend die zuständigen Behörden, die Greenpeace-Ergebnisse kritisch zu beleuchten. Und siehe da, Spiegel online berichtet nur einen Tag später:

Bei genauer Betrachtung zeigt die Greenpeace-Studie sogar, dass Landwirte Pflanzenschutzmittel überwiegend gesetzeskonform anwenden. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat sich die Ergebnisse aus dem Alten Land für SPIEGEL ONLINE angeschaut. Die gemessenen Konzentrationen der zugelassenen Wirkstoffe im Boden lägen – in den meisten Fällen sehr deutlich – unter den für Regenwürmer schädlichen Konzentrationen, schreibt das Bundesamt. „Nachteilige Auswirkungen auf Bodenorganismen sind nicht zu erwarten.“

Vorbildliche Krisen-PR der Landwirte

Das Beispiel zeigt, dass sogar so eine mächtige und kampagnenerprobte Umweltschutzorganisation wie Greenpeace durch das Mobilisieren von glaubwürdigen Verbündeten schnell zurückgedrängt werden kann. Kritische Geister werden jetzt anmerken: „Ist ja kein Wunder, Greenpeace hat ja die Ergebnisse völlig überzogen der Öffentlichkeit präsentiert.“ Doch damit redet man die Krisen-PR der Landwirte ungerechtfertigt klein. Es gibt reihenweise Beispiele, in denen NGOs kritikwürdige Untersuchungen präsentiert haben, und die Betroffenen erlitten einen schweren Reputationsschaden – mit entsprechenden Umsatzeinbußen.

Was wir hier bei den Apfelbauern gesehen haben, ist vorbildliche Krisenkommunikation. So schnell mehrere Behörden zu einer Kritik von Greenpeace zu bewegen, wie innerhalb des letzten Tages geschehen, ist eine vorbildliche Leistung. Chapeau!

Das Erfolgsgeheimnis dahinter sind gute, belastbare Kontakte zu diesen Verbündeten, die schon vor der Krise geknüpft wurden. Denn ist die Krise erst einmal da, will niemand mehr mit dem „Schmuddelkind“ reden.

Jörg Forthmann

Jörg Forthmann
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