Whistleblower bei Wüstenrot: Wie interne Unterlagen die Bausparkasse schädigen - Faktenkontor Whistleblower bei Wüstenrot: Wie interne Unterlagen die Bausparkasse schädigen - Faktenkontor

Whistleblower bei Wüstenrot: Wie interne Unterlagen die Bausparkasse schädigen

Whistleblower bei Wüstenrot: Wie interne Unterlagen die Bausparkasse schädigenWhistleblower werden zu einem großen Problem für Pressestellen. Heute wird die Wüstenrot-Bausparkasse im Handelsblatt vorgeführt. Sie hat ihre Vertriebler losgeschickt, ihren Kunden den Wechsel auf schlechter verzinste Bausparverträge vorzuschlagen. Das Pikante dabei: Dem Handelsblatt liegen interne Präsentationen mit hohen Provisionssätzen vor, die bei einem Vertragswechsel gezahlt werden. Wüstenrot kommt bei dieser Geschichte ganz schlecht weg, auch wenn sich der Vorstandsvorsitzende Alexander Erdland zu versichern beeilt, dass selbstverständlich bei einer Fehlberatung Verträge aus 2012 rückabgewickelt werden.

Derartige Berichte auf Basis interner Informationen werden zunehmen, denn die Medien versuchen, durch eigene Geschichten einen Mehrwert für den Leser zu liefern – und damit die Auflage zu stabilisieren. Wo jedoch Agenturberichte nicht mehr gerne gesehen sind, müssen nachrichtenrelevante eigene Stories her. Die Redaktionen verstärken deshalb die investigative Recherche.

Der Stern gehört hier zu den Vorreitern und bietet Whistleblowern sogar einen virtuellen Briefkasten, in dem man völlig anonym rufschädigende Unterlagen deponieren kann. Derartige Briefkästen finden Whistleblower mittlerweile bei mehreren Medien.

Für die Unternehmen steigt damit das Risiko, bei Fehlverhalten erwischt und öffentlich gemaßregelt zu werden. Das ist aus gesellschaftlicher Sicht durchaus zu begrüßen. Problematisch ist allerdings die wachsende Zahl gezielter Denunziationen, um Unternehmen unter Druck zu setzen. Der Budapest-Skandal der Ergo ist hierfür ein gutes Beispiel. Und auch bei Wüstenrot dürfte die Antwort auf die Frage sehr interessant sein, warum die Unterlagen an das Handelsblatt gingen. Diese Denunziationen von enttäuschten Mitarbeitern, abgewiesenen Lieferanten und beleidigten Kunden werden zu einem Anschwellen von Negativberichten führen. Die gefährlichsten Whistleblower werden jedoch böswillige Wettbewerber: Sie haben das Geld, eine Firma systematisch zu durchleuchten und Schwachstellen zu dokumentieren. Deshalb sind Kommunikatoren gut beraten, ihr Unternehmen von Informations-Hackern auf den Prüfstand stellen zu lassen. Wo wir, das Faktenkontor, diese vertrauliche Untersuchung bisher durchgeführt haben, fanden sich sehr oft kritische Angriffsstellen. Diese offenen Flanken sollten Unternehmenssprecher kennen, um sie frühzeitig abzusichern oder sich zumindest auf kritische Journalistenanrufe vorzubereiten.

Jörg Forthmann

Jörg Forthmann
Posted inKrisen-PR Blog: Mediengau

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