Wie der MH 17-Absturz andere Airlines in die Krise stürzt - Faktenkontor Wie der MH 17-Absturz andere Airlines in die Krise stürzt - Faktenkontor

Wie der MH 17-Absturz andere Airlines in die Krise stürzt

mh17 flugrouteNicht nur Malaysia Airlines schickte ihre Flugzeuge über die Ostukraine – und damit über Kriegsgebiet. Auch die niederländische KLM, Thai Airways und Lufthansa flogen ihre Passagiere durch den ukrainischen Luftraum. Kann es wirklich sein, dass Airlines ihre Flugzeuge über Kriegsgebiet fliegen lassen? Obwohl andere Airlines wie Air France oder British Airways bereits andere Routen wählten? Obwohl die Separatisten kurz zuvor Militär-Flugzeuge abgeschossen haben? Obwohl die US-Flugsicherung schon vor Wochen vor dem Überflug gewarnt hatte? Zu viele böse Fragen. „Die Lufthansa sparte Umwege und Sprit“, kritisiert das Handelsblatt, „Sparen sollte nicht immer die Devise sein.“ Was jetzt zu tun ist.

„Ich finde es bemerkenswert, dass eine zivile Airline ihren Flug über ein solches Gebiet plant“, wird Robert Francis zitiert, ehemaliger Vizechef der US-Behörde für Transportsicherheit. Journalisten hören von Experten unter der Hand, dass bei Fluglinien „Sicherheit kein Geschäft“ sei. Das alles ist eine gefährliche Melange für Fluglinien, die bis zum MH17-Absturz über die Ukraine flogen.

„Nun folgt auch die Lufthansa dem Beispiel von British Airways und Air France, die seit längerem schon die Krisenregion meiden. Achtmal täglich war die Lufthansa bis zum Unglückstag über die Köpfe der mit Flugabwehrraketen ausgestatteten Separatisten hinweggedüst. Die Toten haben den Lufthansa-Vorstand wenn schon nicht klüger, so doch vorsichtiger gemacht.“, berichtet Gabor Steingart, Herausgeber des Handelsblattes.

Doch weder die Flugaufsicht Eurocontrol noch der Verband der Fluggesellschaften IATA sahen die Abschüsse von Militär-Flugzeugen als Warnzeichen. Und so erklärt der malayische Transportminister, Liow Tiong Lai: „IATA sagt, dass es keine Einschränkungen für den Flugverkehr über dem Gebiet gab.“ Dieser Rettungsversuch ist schwach und zum Scheitern verurteilt. Andere Fluggesellschaften und die US-Flugsicherung wussten es offensichtlich besser.

lufthansa absturz mh17Lufthansa und andere Airlines reagierten nach dem Absturz sofort und leiteten sofort alle Flüge Richtung Asien um. Aber reicht das? Nein. Es gibt weitere Krisengebiete, die weiterhin überflogen werden. Die Fluglinien sind gut beraten, ihre Routenplanung grundsätzlich zu überdenken. Die New York Times konnte schon kurz nach dem MH 17-Absturz berichten, welche Fluglinien über die Ostukraine geflogen sind. Sofort ging diese Analyse international durch die Medien. Dieser Erfolg wird Journalisten beflügeln, das Überfliegen von Krisengebieten intensiver zu beobachten. Damit rutscht die kriegsbedingte Routenplanung in der Krisenliste der Fluggesellschaften ein großes Stück nach vorne.

  • Wahrscheinlichkeit künftiger Berichterstattung: hoch.
  • Drohender Schaden: hoch.

Wenn Lufthansa & Co. nochmals erwischt werden, trotz Warnung über Kriegsgebiet zu fliegen, drohen Einbrüche bei den Buchungszahlen. Wer fliegt schon gerne mit einer Airline, die unsichere Routen wählt? Zum wiederholten Mal. Und das ausgerechnet bei den margenträchtigen Intercontinental-Verbindungen, wo es hinreichend viele Buchungsalternativen gibt.

Obendrein gilt es, sich auf kritische Nachfragen einzurichten. Was sind die Lehren aus dem MH 17-Absturz gewesen? Wird die Airline künftig genauso entscheiden, ob sie über Kriegsgebiete fliegt, oder hat sich was geändert? Diese Antworten sollten heute gefunden werden, und zwar überzeugende Antworten. Gleichzeitig sollte das Krisenmonitoring international auf die Berichterstattung zu Flugrouten über Kriegsgebiet ausgeweitet werden. Angesichts der bisherigen Krisenentwicklung spricht viel dafür, dass die Krise erneut in den USA oder in Asien aufflammt.

Jörg Forthmann

P.S.: Journalisten bleiben am Thema dran. „Ausgerechnet Malaysia Airlines hat eine Maschine über Syrien fliegen lassen – drei Tage nach dem Abschuss von Flug MH17. Die Fluggesellschaft verteidigt sich, doch die Branche ist in Aufruhr: Wie sicher kann das Fliegen über Krisenregionen noch sein?“, fragt Spiegel online heute.

Jörg Forthmann
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