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Allianz: Jung & Naiv

Gut für die Reputation? Vorstandsvorsitzender der Allianz ohne Schlips und per Du auf Youtube

Versicherer haben es bei den jungen Zielgruppen schwer. Einer der Gründe: In den Sozialen Medien sind die Assekuranzen immer noch nicht richtig angekommen, dabei steht die Branche im Ruf, steif und spießig zu sein. Reputationsmerkmale, die es schwer machen, Jugendliche als Neukunden und neue potenzielle Mitarbeiter zu gewinnen.

Lobenswert deswegen ein aktueller Versuch der Allianz, in das Neuland Web 2.0 vorzustoßen und sich von althergebrachten (und nicht ganz unbegründeten) Vorurteilen zu lösen: Der noch recht frische Vorstandsvorsitzende der Allianz Gruppe Oliver Bäte stellte sich Youtuber Tilo Jung zu einem Marathon-Interview für seine Gesprächsreihe „Jung & Naiv“.

 

Viel Zeit und nichts zu tun? Dann schauen Sie doch zwei Leuten mehr als eineinhalb Stunden beim Reden zu. Schade allerdings, dass Tilo Jung in 256 Folgen noch nicht gelernt hat, wie man ein Mikrofon / Aufnahmegerät richtig hält, ohne dabei mit seinen Fingern ständig Störgeräusche zu erzeugen… da hilft auch kein Windschutz.

 

Besonders spannend ist das zwar nicht; aber das liegt nicht an Bäte, sondern an dem Format. Fast zwei Stunden lang plauschen die beiden, gefilmt aus zweieinhalb langweiligen, amateurhaft eingerichteten Perspektiven. Da muss man schon reichlich Zeit und Geduld mitbringen. Jung stellt in seiner oft kritisierten Art einfache Fragen, hakt wenig nach, und bietet seinem Interviewpartner in erster Linie eine Steilvorlage zur Selbstdarstellung.

Und die nutzt Bäte meisterhaft. Egal, an welcher Stelle Sie in das Video reinklicken: Bäte tritt durchweg locker und souverän auf, erklärt kompetent und anschaulich, kommt dabei authentisch und sympathisch rüber. Er hat sich offensichtlich deutlich besser auf das Interview vorbereitet als sein Gegenüber, weiß auf alles eine (passende) Antwort, ohne dabei jemals überheblich oder abgehoben zu wirken. Bäte nimmt Jung ernst wie jeden anderen Medienvertreter, versteht und akzeptiert die Spielregeln des Formats – man ist per Du, und zielgruppengerecht tritt Bäte ohne Schlips und Jackett auf. Gut, den meisten Leuten wird das kaum auffallen, denn eigentlich sieht Bäte so einfach ganz normal aus – wie unzählige andere Deutsche, die an ihren Schreibtischen fleißig tagtäglich ihrer Arbeit nachgehen. Aber für die Führungsetage eines Versicherers ist dieses Fashion Statement schon fast eine kleine Revolution.

Bäte schafft es so, zum einen seiner eigenen Reputation einen Schub zu geben, präsentiert sich gutwillig, frei von Berührungsängsten und fachlich kompetent. Und er baut die für die Reputation der Allianz wichtigen Kernbotschaften elegant in seine Antworten ein:

Natürlich funktioniert ein Unternehmen nur dann, wenn auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hochmotiviert sind.“ (bei 10:57)

Kompetenz, Integrität und Widerstandskraft – oder Nachhaltigkeit, wenn man so will, im übertragenen Sinne – sind die Sachen, die die Allianz meines Erachtens auszeichnen.“ (bei 13:56)

Abgeschlossen ist das Thema Web 2.0 für die Allianz mit diesem Interview bei weitem nicht – aber es ist ein guter Anfang.

Roland Heinzte

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Roland Heintze
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