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Arbeitgeberreputation – die Achillesferse der Internetunternehmen

Internetunternehmen geben sich gern modern, hip, auf Du-und-Du. Feel Good Manager, Kicker, Verpflegung und Mittagsschlafkabinen – so stellt man sich einen Job in Internet-Start-ups und der Crème de la Crème der Webkonzerne vor. Doch hinter den Kulissen sieht es häufig anders aus. Die Firmen mögen ihren Angestellten diverse nette Goodies sponsern – doch in Kernthemen der Mitarbeiterzufriedenheit stehen sie nicht gut da. Ein Beispiel ist der Spieleentwickler Goodgame, der laut Medienberichten seiner Belegschaft vor der Bildung eines Betriebsrats gedroht haben soll – mit dem Ergebnis, dass sich in einer Abstimmung 63 Prozent dagegen ausgesprochen haben. Ob die Vowürfe stimmen oder nicht – das Beispiel zeigt, wie schnell das gesamte Unternehmensimage leidet, wenn die Reputation an einer Flanke nicht gedeckt ist: der Arbeitgeberreputation.

fotolia.de/diego1012
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Die Reputation eines Unternehmens besteht aus mehreren Dimensionen. Bewährt ist das Reputationsmodell der US-amerikanischen Marktforschungsgesellschaft Harris Interactive, welches fünf Dimensionen umfasst.

Bild3Die wahrgenommene Performance

  1. des Managements
  2. der Nachhaltigkeit
  3. der Produkte & Services
  4. der Funktion als Arbeitgeber
  5. der Wirtschaftlichkeit

Wenn wir als Kommunikationsberatung für unsere Kunden Analysen erstellen, wie es um die Reputation ihres Unternehmens bestellt ist, heißt es gern: Können Sie Wirtschaftlichkeit, Management und Produkte & Services stärker gewichten? Die Antwort ist: Ja, das können wir – aber sinnvoll ist es nicht, denn die Reputation als Arbeitgeber hat heute maßgeblichen Einfluss auf wirtschaftliche Entwicklungen eines Unternehmens. Gebe ich einem Unternehmen einen Auftrag, dass gerade in der Kritik steht, auf seine Mitarbeiter bis zum Burn-out Druck auszuüben? Eher nicht. Zum einen, weil ich die Leistungsfähigkeit in Zweifel ziehe (sind noch genug qualifizierte Mitarbeiter da, um meinen Auftrag fristgerecht und in gebotener Qualität zu erledigen?), zum anderen, weil ich auch die Reputation meines eigenen Unternehmens gefährde, wenn ich mit „schwarzen Schafen“ Geschäftsbeziehungen pflege. Und wenn ein Unternehmen ganz offensichtlich unfair gegenüber seinen Mitarbeitern ist, werden sich auch keine neuen Top-Talente dort bewerben. Es wird also auch schwierig, zu wachsen und Innovationen hervorzubringen – für Technologie-Unternehmen existenzgefährend. Ganz abgesehen davon, dass Anleger es nicht schätzen, wenn Unternehmen mit Arbeitsrechtsklagen zu kämpfen haben. Die Liste ließe sich weiter verlängern.

Goodgame ist bei weitem nicht das einzige Beispiel. So stehen die Samwer Brüder mit ihren Rocket Internet Startups seit langem in der Kritik für ihren „Zuckerbrot und Peitsche“-Führungsstil, der schon viele Manager und Mitarbeiter gekostet haben soll. Besonders negativ fallen Unternehmen in Sachen Arbeitgeberreputation auf, die sich nach außen gern damit schmücken, besonders gute Arbeitsbedingungen zu bieten – und das sind vor allem Technologieunternehmen, die um jedes IT-Talent kämpfen wie um einen großen Auftrag, wahrscheinlich noch mehr. Da ist die Fallhöhe besonders hoch. Denn diese Firmen stellen ihre Arbeitskultur und Mitarbeiterzufriedenheit explizit als Teil ihrer Unternehmens-DNA heraus. Doch wie die FAZ berichtet, sind Mitarbeiter aus IT-Firmen in vielen Punkten deutlich unzufriedener als Kollegen in anderen Branchen – hohes Gehalt und Feel Good Manager hin oder her. Es gilt also, die Realität mit dem Außenbild in Einklang zu bringen. Und dafür lohnt es sich einmal zu prüfen, wie es um die Wahrnehmung als Arbeitgeber aktuell bestellt ist. Das gilt nicht nur für Techfirmen.

Von Juliana Hartwig

Juliana Hartwig
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