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Auf Du und Du mit Ottos Otto

Otto Group: Konzern-Vorstände bieten „Du“ an – gut für die Reputation?

Das gab viele Schlagzeilen: Otto-Chef Hans-Otto „Hos“ Schrader und seine Vorstandskollegen haben allen ihren mehr als 50.000 Mitarbeitern das „Du“ angeboten. War das eine gute Idee?

 

Otto-Pressebild von CEO Hans-Otto Schrader
CEO Hans-Otto Schrader: Wenn Sie bei Otto arbeiten, dürfen Sie ihn „Hos“ nennen.
Quelle: Otto-Pressebild

 

Meine Antwort: Ja.

Denn hier geht es um mehr als nur oberflächliche Förmlichkeiten. In einem lesenswerten Interview mit dem Hamburger Abendblatt erklärt Hans-Otto Schrader den Hintergrund so:

„Wir haben im Moment einen sehr guten Lauf […]. Diesen Rückenwind wollten wir nutzen und haben einen Prozess unter dem Namen „Kulturwandel 4.0“ aufgelegt. Ein wichtiger Aspekt dabei war der Wunsch, weg vom „ihr“ und hin zum „wir“ zu kommen. Und als wir das für uns entschieden haben, war klar, wir müssen im Konzern vom Sie aufs Du wechseln. Das Du wurde aber nicht angeordnet, sondern ist ein freiwilliges Angebot des Vorstands.“

Otto ist ein großer Konzern. Die sind traditionell oft streng hierarchisch aufgebaut – Oben ordnet an, Untern führt aus, keine Diskussion. Im letzten Jahrtausend haben solche Modelle noch funktioniert. Doch diese Zeiten sind vorbei, wie uns gerade aktuell der Abgas-Skandal bei VW gezeigt hat. Denn wie Prof. Jürgen Weibler von der Fernuniversität Hagen trefflich analysiert hat, sind es gerade diese verkrusteten, strengen, widerspruchsfeindlichen Strukturen, die Unternehmen wie VW in diese teuren, reputationsschädlichen Skandale hineingesteuert haben.

Eine Unternehmenskultur, die den offenen Dialog fördert, Hierarchien flach hält und Zielorientierung groß schreibt, reduziert hingegen nicht nur die internen Reputationsrisiken. Sondern sie ist darüber hinaus ein sehr guter, geradezu notwendiger Nährboden für wirtschaftlichen Erfolg im digitalen Zeitalter. Denn die neuen Geschäftsprozesse und ‑modelle, die nicht nur durch Soziale Medien, sondern Innovationen in der IT allgemein ermöglicht werden, florieren vor allem durch vernetztes, prozessorientiertes Arbeiten abseits herkömmlicher Hierarchien.

Genau das hat der Otto-Vorstand erkannt:

„Der Chef gibt die Ziele vor, dann wird kontrolliert – und am Ende folgt Belohnung oder Sanktionierung. Dieses Denken gehört bei der Otto Group der Vergangenheit an. Der Chef der Zukunft muss mehr Coach als Vorgesetzter sein.“

Und so ist das angebotene – nicht angeordnete! – „Du“ nicht als Kosmetik zu verstehen, die ein weiterhin im Inneren verknöchertes Unternehmen nur jung & hip erscheinen lassen soll. Sondern als ein Signal, das hinderliche Berührungsängste im Inneren abbauen und kreative neue Mitarbeiter gewinnen soll. Sowas funktioniert natürlich nur, wenn es nicht bei dem einfachen Signal bleibt, sondern auch wirklich Substanz dahinter steckt. Bei Otto habe ich da aber keine Sorge. Der Konzern engagiert sich in der Open-Source-Szene, und hat mehrere in dieser Hinsicht zukunftsweisende interne Initiativen gestartet.

Und so ist das „Du“ nur ein besonders auffälliger Stein in einem Mosaik, das im Gesamtbild ein Unternehmen zeigt, das sich zu Recht eine Reputation als moderner, innovativer, zukunftsfähiger und wirtschaftlich gesunder Arbeitgeber verdient hat.

 

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Roland Heintze
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