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Das Metall im Apfel

Gut für die Reputation: Zulieferer-Bericht von Apple geht Kobalt-Kontroverse konstruktiv an

Menschenunwürdige Zustände bei seinen Zulieferern schädigten immer wieder die Reputation des iPhone-Herstellers Apple. So berichtete Amnesty International noch vor einem Jahr darüber, wie durch Kinderarbeit gewonnenes Kobalt aus der Demokratischen Republik Kongo über mehrere Zwischenschritte in Akkus von Apple (und vielen anderen Elektronik-Konzernen) landeten.

Jetzt hat Apple seinen aktuellen Zuliefererbericht, den „Supplier Responsibility 2017 Progress Report“ veröffentlicht und darin erstmals auch seine Lieferketten für Kobalt dokumentiert. Der Bericht wurde unter anderem vom Handelsblatt in einem längeren Artikel unter die Lupe genommen und fand ein überwiegend positives Echo. Besonders die freiwillige Aufnahme des Kobalts in den Bericht wird gelobt. In den Augen der Autoren mache das den iPhone-Hersteller zu einem Vorreiter in der Elektronikbranche. Diese Ansicht wird von externen Experten geteilt:

 

„Es ist ein wichtiger Schritt, dass sich Apple damit befasst“, sagt Johanna Sydow, Referentin für Ressourcenpolitik und die IT-Branche beim Verein Germanwatch.
(Handelsblatt)

 

Sowohl der Zuliefererbericht selbst als auch die ergänzenden Aussagen von Apple-Vertretern gegenüber den Handelsblatt-Autoren überzeugen und fördern die Reputation von Apple.

Dieser Eindruck geht vor allem auf drei Faktoren zurück:

  1. Apple versucht nicht, Probleme in seiner Lieferkette wirklichkeitsfremd als nichtexistent oder längst gelöst darzustellen. Vielmehr dokumentiert der Bericht Apples Anstrengungen und Erfolge dabei, die Situation fortlaufend zu verbessern. Das schafft Vertrauen.
    Ein Ansatz im Sinne von „Hier gibt es nichts zu sehen, bei uns ist alles prima, schaut mal woanders hin“ wäre unglaubwürdig und würde binnen kürzester Zeit von der Presse zerpflückt und widerlegt werden. „Es gibt Probleme, wir arbeiten dran, es wird besser, aber es gibt zugegebenermaßen auch noch viel zu tun“ zeugt hingegen von einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der Problemlage und macht auch die Anstrengungen zur Verbesserung der Lage glaubwürdig.
  2. Apple versucht nicht, eine komplexe Situation unangemessen zu simplifizieren oder kritische Details unter den Tisch fallen zu lassen. So gibt der Konzern offen zu, auch zukünftig nicht grundsätzlich auf Erze aus der DR Kongo zu verzichten – und zwar gut begründet:

 

„Wir glauben fest daran, dass man nicht komplette Regionen ausschließen sollte“, sagt [Apple-Managerin Paula] Pyers. Ein Boykott würde vielen Menschen die Lebensgrundlage rauben und könnte somit den Konflikt sogar verschärfen.
(Handelsblatt)

 

 

  1. Apple zeigt sich offen für Kritik, und geht konstruktiv damit um:

 

„Kritik hilft uns, besser zu werden, und wird oft zu Kooperation“, sagt die Apple-Managerin. Nichtregierungsorganisationen gestehen dem iPhone-Hersteller dabei durchaus Fortschritte zu. So lobte ihn Greenpeace im Januar wegen seines breiten Einsatzes erneuerbarer Energien.
(Handelsblatt)

 

Langfristig wirkt sich das Versprechen von Besserungen natürlich nur dann positiv auf die Reputation eines Unternehmens aus, wenn dem Versprechen auch tatsächlich Taten folgen. Ansonsten schafft man sich damit ein neues Reputationsrisiko. Deswegen bin ich gespannt, wie der Apples Zulieferer-Bericht 2018 ausfällt – und auf die Resonanz darauf.

 

Roland Heintze

 

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Roland Heintze
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