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Der ewige Verkehrssünder

Fehlendes Reputationsmanagement – Marco Reus kommt nicht aus den Negativ-Schlagzeilen

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Kinder, kauft diese Spielzeugautos – sagt Euch Deutschlands prominentester Verkehrssünder. Wie lange noch? Quelle: www.mattel.de/spielzeug/presseinformation/

Zeugen wollen Reus wieder am Steuer gesehen haben“ titelt das Manager Magazin, „Marco Reus fährt schon wieder ohne Führerschein“ ein Journalismus-Discounter. Es scheint, als habe der BVB-Fußballstar trotz 540.000-Euro-Strafzettel nichts dazugelernt. Fahren ohne Führerschein ist schon verantwortungslos; dies als millionenschwere Person des öffentlichen Lebens über Jahre mit besonders auffälligen Autos zu tun, fällt eher unter die Kategorie Dreist. Doch dass er sich jetzt wieder hinters Steuer setzt – scheint ein Missverständnis zu sein. Dennoch halten es selbst seriöse Medien für plausibel – warum?

Es gibt zwar neue Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Dortmund. Die beziehen sich aber in erster Linie auf weitere lappenlose Fahrten aus früheren Jahren. Denn der Strafbefehl bezog sich nur auf die sechs Fahrten, bei denen er geblitzt oder kontrolliert wurde, die Beweislage also klar war. Doch natürlich saß Reus viel häufiger hinterm Steuer. Nachdem der Strafbefehl im vergangenen Dezember bekannt wurde, haben Zeugen von weiteren Fahrten erzählt, und diesen Angaben geht die Staatsanwaltschaft jetzt nach. Aber das ist genug, um den Nationalspieler wieder negativ in die Schlagzeilen zu rücken und seine Reputation als unreifer Verkehrssünder zu zementieren.

Für Marco Reus rächt sich jetzt, dass er sich bisher nur recht knapp zu dem Vorfall geäußert hat. „Ich war in dieser Situation viel zu naiv, das war eine Dummheit. Ich habe meine Lehren daraus gezogen. So etwas passiert mir nie wieder“ und „Ich habe mich damals leider entschieden, diesen Weg zu gehen. Die Gründe kann ich heute selbst nicht mehr nachvollziehen“ zitiert ihn die Bild-Zeitung – und das war’s dann auch schon. Auf seiner eigenen Promo-Webseite wird die Affäre komplett totgeschwiegen.

Aktives Reputationsmanagement sieht anders aus. Reus hätte schon im Dezember, professionell unterstützt, selbst aktiv die Öffentlichkeit suchen können: Eine Entschuldigung verbunden mit seiner Variante der Geschichte hätte seine Reputation geschützt und die Sponsoren beruhigt. Fragen wie seit wann war er ohne Führerschein unterwegs, warum, was hat es mit dem gefälschten holländischen Führerschein auf sich? Wie ging es ihm dabei? Welche Lehren zieht er? Eigene Antworten auf diese Fragen hätten Reus Reue nicht nur glaubwürdiger gemacht – sie hätten auch dafür gesorgt, dass die Geschichte nicht immer wieder in den Medien hochkocht, sobald neue Details bekannt werden.

Natürlich hätte Reus damit eine noch saftigere Strafe riskiert. Um die wird er aber wohl sowieso nicht herumkommen, je nachdem, was die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergeben. Und selbst wenn – auch der Reputationsschaden wird für Reus nicht ohne empfindliche finanzielle Folgen bleiben. Warb er vor dem Skandal noch ausgerechnet für ein Auto von Opel, ist es um diese Zusammenarbeit seither auffällig still geworden. Erstaunlicherweise fungiert Reus noch immer als Testimonial für „Hot Wheels“. Doch mit jeder neuen Schlagzeile als unverbesserlicher Verkehrssünder wird Hersteller Mattel sicherlich irgendwann feststellen, dass er ausgerechnet als Werbeträger für Spielzeugautos ungeeignet ist.

 

Roland Heintze
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