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„Everything is awesome“ – außer Meinungsfreiheit

Schlechtes Reputationsmanagement: Lego düpiert Ai Weiwei, positioniert sich gegen Kunst- und Meinungsfreiheit

Gut, dass Lego im Sommer auf sein Reputationskonto eingezahlt hat. Denn von diesem Guthaben wird jetzt kräftig abgebucht: Lego verweigert unter fadenscheinigen Gründen eine Lieferung an den renommierten chinesischen Künstler Ai Weiwei und beschädigt damit aktiv seine eigene Reputation.

Lego-Pressebild: Chinesischer Junge baut mit Legosteinen
Aus Legosteinen kann man fast alles Bauen. Aber bitte keine politischen Kunstwerke, meint Lego. Quelle / ©: www.lego.com/de-de/aboutus/media-library

Ai Weiwei wollte von dem dänischen Spielzeug-Giganten eine große Menge Lego-Steine kaufen, um daraus ein Kunstwerk für die australische National Gallery of Victoria in Melbourne zum Thema Meinungsfreiheit zu erschaffen. Lego verweigert die Lieferung. Begründung: Lego unterstütze grundsätzlich keine Kunstwerke, die irgendeine politische Aussage treffen. Das schließt aus Sicht des Konzerns auch das Eintreten für das Grundrecht auf Meinungsfreiheit ein.

Legos Verhalten ist mitnichten ein Zeichen politischer Neutralität. Denn Ai forderte von dem Hersteller keinerlei inhaltliche oder wirtschaftliche Unterstützung – er wollte einfach nur Baumaterial kaufen. Wäre eine politische Neutralität Legos Ziel gewesen, hätten sie ihm die Steine einfach verkauft. Genauso, wie ein Traktoren-Hersteller nicht fragt, ob ein Landwirt damit zu einer Anti-AKW-Demo oder Milchpreis-Protesten nach Brüssel fährt. Oder ein Herrenausstatter nicht darauf besteht, dass seine Anzüge nicht in Parlamenten getragen werden.

Erst durch die Weigerung wird Legos Haltung politisch – und reputationsschädlich. Denn Ai Weiwei macht sich durch sein Eintreten für Menschenrechte vor allem bei den Mächtigen in Peking unbeliebt (vornehm ausgedrückt). Und Lego baut gerade eifrig an seinem ersten Werk in Asien – und zwar in Jiaxing vor den Toren Shanghais. In diesem Licht ist die Botschaft, die Lego mit dem Verweigern der Lieferung aussendet, nicht, „Wir sind neutral“ sondern „Wir sind gegen Meinungsfreiheit“.

Und verhindern konnte Lego das Kunstwerk sowieso nicht – denn nachdem Ai Legos Weigerung im Internet publik gemacht hatte, haben User genügend Steine für das Kunstwerk gespendet. Nur wird es jetzt nicht als „Das Kunstwerk zur Meinungsfreiheit aus Legosteinen“ bekannt werden, sondern als „Das Kunstwerk, das Lego erfolglos verhindern wollte, weil es für Meinungsfreiheit steht“.

 

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Derweil, bei Mediengau: Energie-Goliath Vattenfall lässt sich vom David Greenpeace vorführen, wie Jörg Forthmann in „Vergiftete Liebesbekundung von Greenpeace“ feststellt.

Roland Heintze
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