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Ist der Ruf erst ruiniert… muss man ihn neu aufbauen

Strategien für ein „personal brand rebuilding“

Vergangene Woche habe ich hier gezeigt, wie clever eingesetzter britischer Humor helfen kann, den Ruf eines Unternehmens zu verteidigen. Aber das ist nicht der einzige Beitrag der Briten zum Thema Reputationsmanagement – von der Insel kommen auch andere gute Strategien.

In einem lesenswerten Artikel für den Guardian beschreibt Chris Calland, Account Director bei der Londoner Kommunikationsberatung Hanover Communications, gleich fünf Vorgehensweisen für eine der schwierigsten Herausforderungen des Reputationsmanagements: Was tun, wenn der Ruf einer Person schon geradezu komplett zerstört ist? Die eigene, persönliche „Marke“ keinen Marktwert mehr hat?

Anhand von skandalgeschüttelten Führungspersonen aus der britischen Wirtschaft und Politik sowie Ex-Hollywood-Kinderstar Lindsay Lohan zeigt Calland, was man nach einem persönlichen Reputations-Super-GAU tun kann. Wie baue ich die eigene Marke neu auf?

 

Fünf Strategien für das „personal brand rebuilding“:

1. “Change of scenery” – Ortswechsel

Wenn durch einen Rufschaden eine Fortsetzung der Karriere in der bisherigen Heimat nicht mehr möglich ist, verlasse im wörtlichen Sinne das Land, um anderswo zu arbeiten, wo der Auslöser des Rufschadens keine so große Rolle spielt.

2. “Change of character” – Betone eine andere Facette

Bringe als Gegengewicht in der Öffentlichkeit deine guten Seiten in Erinnerung.

3. “Remind them what you’re good at” – Erinnere sie an das, was du gut kannst

Um in einer Spitzenposition Fehler zu machen, muss man erstmal in diese Spitzenposition kommen – in der Regel durch herausragende fachliche Fähigkeiten. Zeige diese.

4. “Giving the people what they want” – Gib den Leuten, was sie wollen

Weich’ dem Skandal nicht aus – sondern mach die Hintergründe öffentlich, nach denen das Publikum lechzt.

5. “Become famous for something else” – Mach’ was neues

Wenn der Rufschaden eine Fortsetzung der angestammten Karriere unmöglich macht, kann ein Branchenwechsel neue Möglichkeiten eröffnen.

 

Welche dieser Strategien die sinnvollste ist, hängt natürlich immer von der Analyse der konkreten Situation ab. Grundsätzlich sollte man nicht versuchen, die bisherigen Verfehlungen einfach unter den Teppich kehren, sondern zusammen mit einem Reputationsprofi aktiv damit arbeiten.

Zur Vorsicht rate ich bei der Strategie “Giving the people what they want”. Im Idealfall wird daraus eine überzeugende Wandlung vom Saulus zum Paulus – aber das braucht das richtige Umfeld, aufrichtige Reue und ein sehr bedachtsames Vorgehen. Sonst wird sehr schnell der noch schlimmere Eindruck erweckt: Wenn ich schon untergehe, nehme ich so viele mit, wie ich kann. Das ist gut bei dem ein oder anderen ertappten Whistleblower zu besichtigen.

Ein Beispiel für die erfolgreiche Anwendung der Strategie Nummer 1 und 3 liefert Fußballtrainer Christoph Daum: Durch den Kokain-Skandal (und sein ungeschicktes Verhalten während dieser Krise) war an eine Fortsetzung seiner Karriere in Deutschland nicht mehr zu denken. Er entschied sich für einen „change of scenery“ und trainierte Mannschaften in der Türkei und in Österreich. Seine Drogenprobleme waren dort sicherlich nicht völlig unbekannt, waren aber nicht so prominent wie in Deutschland. Der Ortswechsel ermöglichten ihm durch Meistertitel und Pokalsiege to „remind them what you’re good at” – was ihm später ermöglichte, in die Deutsche Bundesliga zurückzukehren.

 

Roland Heintze
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