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Steter Tropfen höhlt die Bank…

Kreditinstitute erkennen (langsam) Bedeutung von Reputation

Lange schienen Banken das Thema Reputation zu unterschätzen, insbesondere, wenn es um das Fehlverhalten der eigenen Manager und Mitarbeiter geht. Doch inzwischen mehren sich die Zeichen, dass in der Finanzbranche ein Umdenken stattfindet.

So berichtet die Sparkassenzeitung, Organ des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands für seine Mitarbeiter, in ihrer Ausgabe vom 16. Dezember 2016 unter dem Titel „Leistung allein zählt nicht, wenn die Moral fehlt“ ausführlich über die Bedeutung der Reputation in der Personalpolitik. Nicole Schillinger, Expertin für Unternehmensethik, mahnt darin die Personalverantwortlichen der Sparkassen nachdrücklich an, bei der Personalsteuerung nicht nur auf die Leistung, sondern auch die Moral ihrer Mitarbeiter zu achten. Denn, wie der Artikel ausführt, in „der Kreditwirtschaft würden Arbeitskräfte fatalerweise oft nur nach ihrer Performance bewertet, die Moral sei ausgeblendet. Das koste die betroffenen Unternehmen Milliarden an Entschädigungen und Strafzahlungen. […] Schon ein Einzelner könne die Reputation des Unternehmens schädigen, zumal er den moralischen Kompass anderer beeinflusse.“

Für solche Arbeitskräfte, die durch einen Mangel an Moral zu einem Reputationsrisiko werden, prägt Schillinger den Begriff „toxische Mitarbeiter“. Um solche giftigen Risiken zu vermeiden, müsse das Reputationsmanagement in der Firmenkultur fest verankert werden. Dazu gehört zum einen, dass die Führungskräfte in Bezug auf ethisches Handeln selbst eine Vorbildrolle einnehmen. Und zum anderen, dass die Personalverantwortlichen bei der Suche nach passenden Mitarbeitern auch auf moralische Kriterien achten.

Genau auf diese Linie versucht jetzt auch die durch den Phantomkonten-Skandal gebeutelte US-Bank Wells Fargo einzuschwenken (für deren bisherigen Mangel an Unternehmensethik „HBO’s Last Week Tonight with John Oliver” sehr drastische Worte fand).

Druck auf die Belegschaft durch unrealistische Verkaufsziele ohne Berücksichtigung der Kundeninteressen hatte dazu geführt, dass die Banker rund zwei Millionen Konten im Namen ihrer Kunden eröffneten – ohne deren Wissen oder Genehmigung. Der Skandal pulverisierte die Reputation des alt-eingesessenen Geldhauses, ließ seinen Aktienkurs abstürzen, brachte den „toxischen“ CEO John Stumpf um seinen Job und Wells Fargo darüber hinaus auch noch eine Strafe von 185 Millionen US-Dollar ein. (Merken sie sich das für den Fall, dass Sie mal gefragt werden, was ein Reputationsschaden kostet und warum sich Reputation Management auszahlt.)

Unter neuer Führung will die einst (heißt: bis vor dem Skandal) wertvollste Bank der Welt nun das Problem an seiner Wurzel angehen. Wie Reuters unter Bezug auf ein internes Dokument der Bank berichtet, plant Wells Fargo „nach dem Skandal um Phantom-Konten ihre Reputation mit einem neuen Vergütungssystem wiederherstellen. Bei künftigen Bonuszahlungen für die Bankangestellten soll der Kundenservice im Vordergrund stehen und nicht das Verkaufsziel.

Es scheint, als hätte Wells Fargo endlich die Bedeutung der Unternehmensreputation und eines professionellen, systematischen Reputationsmanagements für den Unternehmenserfolg erfasst. Das neue Vergütungsprinzip setzt den Hebel an genau der richtigen Stelle an. Vorausgesetzt, es wird wirklich effektiv umgesetzt bleibt nicht bloß ein Lippenbekenntniss.

 

Roland Heintze

 

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Derweil, bei Mediengau: „Toxische Mitarbeiter“ an (zu) vielen Schlüsselstellen im Konzern haben VW in den Dieselgate-Abgrund gestoßen. Brisante Details dazu hat Volkswagen gegenüber der US-Justiz gestanden. Lesen Sie die Analyse von Jörg Forthmann und das offizielle Geständnis der Autobauer im Originallaut in Krisen-PR: Die Dieselgate-Bombe ist geplatzt.

 

Roland Heintze
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