„Paul Flowers war Chefaufseher der britischen Co-op Bank und Methodisten-Priester, jetzt wird er zum Symbol für die moralische Krise der britischen Finanzbranche: Ein Enthüllungsvideo der Daily Mail (siehe Film) zeigt den Ex-Aufsichtsratschef der fast bankrotten Bank offenbar beim Drogenkauf“, berichtet heute Handelsblatt Finance today. Nun wurde er von der Polizei verhaftet. „Sex, Drugs, Blasphemie, Verdorbenheit und Arroganz, titelte die Daily Mail, die immer neue Verfehlungen von Flowers veröffentlicht.“ Flowers ist in die beliebteste Topmanager-Falle getappt, die es gibt: Er ließ sich in guten Zeiten hochjubeln, und nun ist die Fallhöhe gefährlich. Kommunikatoren sind deshalb gut beraten, ihre Vorstände nicht zu sehr durch die Presse bejubeln zu lassen – das rächt sich zumeist.
„Die Kirche hat Flowers mittlerweile suspendiert und eine Untersuchung angekündigt, genau wie die Co-op Bank. Dem Kreditinstitut verpasst der Skandal einen weiteren heftigen Kratzer. Es galt lange Zeit als ethisch korrekter Kreditgeber, der sich die Verbesserung der Gesellschaft auf die Fahnen geschrieben hatte“, berichtet Finance today. „Wegen fauler Immobilienkredite und einer missglückten Expansionsstrategie wandelte sich das Ansehen der Bank rapide – vom Musterschüler der Branche in Großbritannien zu einem Sinnbild für schlechtes Management und rücksichtslose Expansion. Das britische Finanzministerium hat sich mittlerweile eingeschaltet und will sich die Amtszeit von Flowers ganz genau anschauen.“
Jörg Forthmann