Für schlechte Reputation büßt Fußballverband mit schweren Umsatzverlusten
Der Fußball-Weltverband FIFA zahlt einen hohen Preis für die Skandale der vergangenen Jahre: Der Ruf des Fußball-Events ist offensichtlich so schlecht, dass Sponsoren dieses Mega-Event meiden. Zu groß ist das Risiko, selbst beschädigt zu werden. Lesen Sie hier, wie schlimm der Reputationsschaden wirklich ist.
Die FIFA kämpft zur Zeit um die Sponsoren für die nächste Fußball-Weltmeisterschaft im nächsten Jahr in Russland. Eine Reihe von Sponsoren verlängerten nach Brasilien ihre Verträge nicht, darunter Schwergewichte wie Sony und Emirates. Erst zehn Firmen haben die millionenschweren Sponsorenverträge unterschrieben. Bei der letzten WM in Brasilien gab es noch 20 zahlungskräftige Sponsoren. Obgleich große Sportveranstaltungen durch die russische Politik umfangreich unterstützt werden, gibt es erst zwei hiesige Sponsoren: Gazprom und Alfa-Bank. Die Alfa-Bank zahlt allerdings nur die geringste Sponsorensumme. Das berichtet die Financial Times.
Verweigerung potenzieller Sponsoren wegen der Gefahr der eigenen Rufschädigung
Damit liefert die FIFA ein unrühmliches Beispiel, dass Reputationsverluste zu erheblichen Umsatzrisiken führen. Die Sponsoren stören sich am Austragungsort Russland, einem Land, das sich mit der Annexion der Krim und mit Desinformationskampagnen in der westlichen Welt derzeit sehr unbeliebt in wichtigen Heimatländern des Fußballs macht. Auch der Austragungsort der WM 2022 – Katar – mit schlimmen Berichten über die Arbeitsbedingungen vor Ort und einem generellen Kopfschütteln, eine Fußball-WM unter der heißen Wüstensonne durchzuführen, schadet dem Weltverband. Dazu gesellen sich unerfreuliche Untersuchungen der amerikanischen und Schweizer Justiz zu kriminellen Machenschaften im Topmanagement der FIFA. Von einem Partner mit einem derartigen Schmuddelimage erwarten viele Sponsoren offensichlich keinen positiven Image-Transfer. Im Gegenteil: Manch einer – so wird gemutmaßt – befürchtet sogar, durch eine Unterstützung einer WM seinen eigenen Ruf zu schädigen.
Als wäre das nicht genug, gelingt es der FIFA in diesen Tagen, die wichtigsten Multiplikatoren gegen sich aufzubringen. Journalisten stören sich an den Arbeitsbedingungen für den Confederations Cup im Sommer diesen Jahres in Russland: In den Akkreditierungsbedingungen wird vorgeschrieben, dass Journalisten ausschließlich über das Turnier und „damit verbundene Ereignisse berichten“ und nur „auf dem Gebiet der Spielorte und nahegelegener Sehenswürdigkeit tätig sein“ dürfen. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) forderte den Fußball-Weltverband zu einer Überarbeitung der Akkreditierungsrichtlinien auf.
Diese Bestimmungen seien „Bedingungen einer Diktatur, die Angst davor hat, dass in den Medien kritische Berichte über das politische, wirtschaftliche und soziale Umfeld der Spiele erscheinen könnten“, schrieb DJV-Chef Frank Überall an FIFA-ChefGianni Infantino.
Die Bild-Zeitung berichtete auf der Titelseite und verkündete, keine Reporter nach Russland schicken zu wollen.
FIFA scheitert an eigener Krisen-PR
Angesichts dieses Ungeschicks schütteln erfahrene Krisenkommunikatoren den Kopf. Ein derartiger Affront gegen Journalisten darf nicht passieren, wenn man von Skandalen umzingelt ist. So produziert die FIFA ihre Ablehnungsfront selbst.
Dazu passt ins Bild, das die FIFA letzte Woche von einem Verlust in Höhe von 391 Millionen Dollar berichtet hat, nachdem es in 2015 bereits 117 Millionen Dollar Miese waren. Das hätte eigentlich den Herren im Schweizer Hauptquartier der FIFA zu denken geben müssen. Doch manch einem reicht es nicht, dass das Wasser bis zur Unterlippe steht. Sie müssen erst absaufen bevor sie den Ernst der Lage begreifen. Schade um den Fußball.
Jörg Forthmann