Wie Einsamkeit erfolgreich macht
Bei der Auswahl der relevanten Social-Media-Kanäle verfallen viele Kommunikationsverantwortliche einem tragischen Fehler: Sie suchen Plattformen aus, wo es viel Traffic gibt, und gesellen sich mit ihrem Angebot dazu. Lesen Sie hier, warum Sie diesen Lemminge-Effekt vermeiden sollten.
Allzu viele Kommunikatoren handeln nach dem Motto: Wo viel Traffic, da gibt es auch viel Traffic für mich. Doch tatsächlich bleiben die Angebote dieser Firmen oftmals unbeachtet, oder der Traffic ist nicht nachhaltig. Zum Beispiel weil die Aufmerksamkeit der Community mit Gewinnspielen erkauft wird.
Die große Mehrheit der Firmen ist in bestehenden Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Youtube präsent, und zwar unabhängig davon, ob sie eine B2B- oder eine B2C-Kundschaft haben (siehe Abb. 5). Nur 4 Prozent wagen sich mit einer eigenen Plattform ins Web, wie zum Beispiel einem eigenen Blog. Dabei darf durchaus die kritische Frage gestellt werden, ob zum Beispiel B2B-Kunden tatsächlich auf Facebook, Instagram oder Interest anzutreffen sind. Es gibt einen großen Lemminge-Effekt: „Alle“ sind auf Facebook, Twitter & Co., also müssen wir auch dort sein.
Social-Media-Analyse: Wo sind meine Zielgruppen wirklich?
Die Kommunikationsverantwortlichen haben sich zu wenig mit der Frage beschäftigt, wo sich ihre Zielgruppe befindet, womit sie sich beschäftigt und wie der Wettbewerb bereits aktiv ist. Aus dieser Analyse heraus entstehen zwei Erkenntnisse:
- Auf welchen Plattformen sollte ich mich mit welchen Beiträgen beteiligen? Diese Frage zielt auf Foren, Blogs oder Communities, die sich bereits etabliert haben und eine gute Plattform sein können, sich aktiv zu beteiligen, einbringen und Mehrwerte zu schaffen – ohne dass dem Unternehmen diese Plattform gehört.
- Macht es überhaupt Sinn, eine eigene Plattform aufzubauen? Wie müsste sie konstruiert und vernetzt sein, um erfolgreich zu sein?
Twitter und Facebook erhalten nach derartigen Überlegungen oftmals nur eine zweitrangige Bedeutung in der Social-Media-Kommunikation, und zwar als Verstärker einer Kampagne, aber nicht als zentrale Kampagnenplattform. Oder sie werden konsequenterweise gar nicht bespielt.
Twitter und Facebook oftmals nur noch Kampagnen-Booster
Außerdem sollte in den Überlegungen, welche Social-Media-Kanäle genutzt werden, auch bedacht sein, wie es insbesondere bei US-amerikanischen Social-Media-Firmen beim Datenschutz und beim Urheberrecht bestellt ist. Ist es für mich wirklich tolerabel, dass möglicherweise mein Wettbewerb Analysen zu „meiner“ Community erwerben und für sich nutzen kann? Möchte ich wirklich das Urheberrecht an meinem Bildmaterial an die Social-Media-Plattform abgeben? Und kann ich das überhaupt? Der Liebreiz von beeindruckenden Traffic-Zahlen wird mitunter mit einschneidenden Nachteilen erkauft, die mittel- und langfristig wehtun können.
Dieser Beitrag erschien im Buch „Vordenker in der Social-Media-Kommunikation“ von Dr. Roland Heintze und Jörg Forthmann.