Das Bundesumweltamt hat große Verärgerung unter Journalisten mit seiner Broschüre „Und sie erwärmt sich doch“ zum Klimawandel ausgelöst. Namentlich führt das Bundesumweltamt renommierte Journalisten auf, die kritisch zu der Meinung stehen, dass der Klimawandel vor allem von Menschen verursacht ist. Die Journalisten fühlen sich an den Pranger gestellt – namentlich. Ausgerechnet von einer Bundesbehörde. Der Chefredakteur der Welt-Gruppe, Jan-Eric-Peters schimpft. „Skandal“. Der Focus schreibt in seiner aktuellen Ausgabe „Der Focus geht dagegen vor“ und widmet dem Fehlgriff drei Seiten Berichterstattung. Die mediale Empörung dürfte den Bundesumweltamt auch künftig Probleme bereiten, denn derartige Tritte vor die Knien der Journalisten vergisst die Zunft nicht so schnell. Vor allem Minister Altmaier, der die Amtsaufsicht über die Behörde führt, ist gut beraten, sehr schnell die Wogen zu glätten. Er surft gerade nah an einer kritischen Berichterstattung vorbei. Der Ausrutscher des Bundesumweltamtes könnte nun vor allem an ihm gerächt werden. Rechtzeitig vor der Bundestagswahl – das tut weh.
Und was lernen wir daraus? Journalisten öffentlich vorzuführen funktioniert nicht. Im Gegenteil, sobald Journalisten persönlich angegriffen werden, wird Solidarität der Redaktionen provoziert. Und die Lage verschlechtert sich deutlich. Kluge Kommunikatoren überlassen dieses heiße Eisen anderen, zum Beispiel ihrem Branchenverband. Hilfreich sind auch viele kritische Leserstimmen, die die Redaktion ereilen.
Jörg Forthmann