Am 24. Januar hat die Solarwold AG per Adhoc-Meldung vermeldet: Man gehe davon aus, dass „gravierende Einschnitte bei den Verbindlichkeiten der Gesellschaft (…) notwendig sind“. Außerdem kündigt die Gesellschaft „die erforderliche finanzwirtschaftliche Restrukturierung und notwendige Maßnahmen operativer Art“ an. Anders formuliert: Der Solarworld geht es richtig schlecht. Geldgeber und Mitarbeiter sollen bluten. Es ist so schlimm, dass der Vorstand „laufend die positive Fortführungsprognose prüft“. Da passt es überhaupt nicht ins Bild, dass nahezu zeitgleich der Kauf von Thomas Gottschalks Schloss in Remagen am Rhein durch Solarwolrd-Chef Frank Asbeck bekannt wird. Mindestens fünf Millionen Euro soll der Entertainer für das Anwesen Marienfels verlangt haben – inklusive des durch seine Frau ausgesuchten Interieurs. Diese Unempfindlichkeit lässt Investoren und Arbeitnehmer vor Wut schäumen.
Asbeck verweist darauf, dass das Schloss der Sitz für seine gemeinnützige Stiftung werden solle. Das ist jedoch ein völlig ungeeigneter Versuch gewesen, die Empörung zu stoppen. Ohnehin wird gemunkelt, dass der Solarworld-Chef durch den Kauf sein Jagdgebiet erweitern konnte – er selbst habe schon ein Schloss in direkter Nachbarschaft.
Managern wie Asbeck lässt sich helfen, wenn sie sich partout nicht davon abbringen lassen wollen, ein Schloss zu kaufen, obwohl die eigene Firma in tiefer wirtschaftlicher Not ist. Das ist eine Frage der Vorbereitung: 1. Die Stiftung muss positiv sichtbar werden, damit für ihr Tun Verständnis reift. 2. Die Stiftung braucht einen Repräsentanten, der nicht Asbeck heißt. So lassen sich Solarworld und Stiftung besser trennen. 3. Nicht die Stiftung erwirbt das Schloss, sondern eine Treuhandgesellschaft. So fällt die Nachricht aus, dass die Solarworld-Stiftung ein Nobel-Schloss kauft. Nur in dieser Reihenfolge gibt es eine Chance, das heiße Eisen – Kauf von Gottschalks Schloss – zu händeln. Ein Reputationsrisiko bleibt. Eine überzeugende Entscheidung ist der Kauf dann immer noch nicht.
Jörg Forthmann