Die Kommunikationschefs von Blackberryhersteller RIM schauen in diesen Tagen besorgt in die Presseschau. Zwei Sicherheitsexperten werfen RIM vor, dass bei der Einrichtung von privaten E-Mail-Konten beim aktuellen Blackberry 10 die Zugangsdaten der Nutzer heimlich nach Kanada geschickt werden – und dort durch Behörden und RIM-Mitarbeiter eingesehen werden können. Dabei hatte der NSA-Skandal gerade einen erfreulichen Rückenwind für Blackberry entfacht. Schließlich glänzt Blackberry mit einem hohen Verschlüsselungsstandard bei E-Mails. Diesen Rückenwind kann Blackberry sehr gut gebrauchen, denn die Absatzzahlen schwinden bedrohlich. Der neue Blackberry 10 sollte die Trendwende bringen. Da kommen die Vorwürfe der Sicherheitsexperten extrem ungelegen.
Erstaunlich ist die sehr zurückhaltende Reaktion von Blackberry: Erst wollte man – so der Spiegel – gar keine Angaben machen. Dann habe ein Firmensprecher gegenüber „Heise“ immerhin betont, dass es beim Blackberry 10 keine „Hintertür“ gibt, über die die Nutzerdaten ausgespäht werden können. Dieses zaghafte Agieren ist ein großer Fehler! Am Blackberry 10 hängt die Überlebenshoffnung von RIM. Jedes Gerücht, das das Produkt im Markenkern (höchste Datensicherheit) trifft, muss sofort energisch eingedämmt werden. Nun hat sich RIM darauf verlegt, zaghaft zu dementieren und darauf zu hoffen, dass damit die Sache ausgestanden ist. Das kann gut gehen, muss aber nicht. Es ist ein nachrichtenarmer Sommer und der NSA-Skandal hat das Thema Datensicherheit ganz hoch auf die Redaktionsagenda gehievt. Wenn das Blackberry-Kalkül nicht aufgeht, weitet sich die Berichterstattung aus und lässt sich nicht mehr eindämmen. Die Chance, die Nachricht beim Aufkeimen zu ersticken, ist dann vorbei. Diese Chance sollte man sich jedoch keinesfalls entgehen lassen.
Jörg Forthmann