Wie Apples Hoffnung auf ein üppiges Weihnachtsgeschäft in Gefahr gerät
Es sollte alles so schön werden: Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft kommen das iPhone 8 und das iPhone X auf den Markt, und die Apple-Umsätze sprudeln endlich wieder kräftig. Doch nun gibt es hässliche Bilder: Der Akku bläht sich beim Aufladen an der Steckdose auf und zerstört das iPhone 8 Plus. In Asien kursieren die Bilder bereits. Nun schwappen sie nach Europa und in die USA. Wer riskiert jetzt noch den Kauf des vermeintlichen Kult-Handys?
Das iPhone 8 Plus einer Taiwanerin sei beim Aufladen mit dem mitgelieferten Netzteil kaputt gegangen. Nach rund drei Minuten habe sich das Display zunächst nach oben gewölbt und kurze Zeit später komplett vom Gerät gelöst.
Aus Japan kommt ein Tweet mit einem Foto, auf dem das iPhone 8 Plus ebenfalls aufgesprungen ist. Es sei bereits in diesem Zustand geliefert worden.
In Hongkong gab es einen weiteren Akku-Vorfall.
Medien berichten, dass Apple zumindest vom Gerät aus Taiwan weiß. Man prüfe den Vorfall, heißt es aus dem amerikanischen Cupertino. Derweil verbreiten sich die Bilder weltweit. Es soll noch mehr Nutzer geben, deren neues iPhone geplatzt ist.
„Batterygate“ ist eine PR-Krise zur Unzeit
Diese Nachrichten kommen für Apple zur Unzeit. Die neue Handygeneration sollte zu Weihnachten die Kasse klingeln lassen. Die Bescherung könnte nun für Apple bescheidener ausfallen. Immerhin kosten das iPhone 8 Plus mehr als 900 Euro. Wer riskiert bei diesem opulenten Preis, dass die Neuanschaffung beim nächstbesten Aufladen auseinanderplatzt?
Apple wäre gut beraten, zügig zu reagieren und die Besorgnis der Kunden zu besänftigen. Doch die Ursache für das Problem scheint nicht so einfach zu finden zu sein. Samsung hatte seinerzeit mehrere Wochen benötigt, um den Fehler für sein Akkuproblem in aufwändigen Testreihen herauszufinden. So viel Zeit hat Apple nicht. Es sind nur noch elf Wochen bis zum Fest.
Apple reagiert nicht sofort – und lässt der Krise ihren Lauf
Die Apple-Kommunikatoren könnten sich jedoch eine Argumentation zu nutze machen, die das Online-Magazin“Macrumors“ verbreitet:
„With millions of iPhones coming off of Apple’s production lines every time new models launch, it’s common for a few to have battery failures. It’s simply an inevitability with lithium-ion batteries. It happened with some iPhone 7 models, and it’ll probably happen with iPhone X and whichever models come after.“
Die Strategie hinter dieser Kommunikation ist das Relativieren:
„Ja, es gibt dieses Problem. Es ist nicht schlimm. Und es tritt nur sehr, sehr selten auf. Und wenn, ist es nicht gefährlich.“
Apple könnte kundenorientiert ergänzen, dass selbstverständlich jedes defekte Gerät binnen 24 Stunden ausgetauscht wird.
Zu dieser Kommunikation kann sich der US-Konzern nicht durchringen. Warum auch immer. Die Bilder von den aufgeplatzten iPhones verbreiten sich unterdessen fleißig im Web und hinterlassen einen unangenehmen Eindruck bei potenziellen Käufern. Eingeschworene Apple-Fans erinnern in solchen Momenten an Steve Jobs. Unter seiner Ägide wären derartige Fehler undenkbar gewesen. So lassen selbst seltene Akku-Probleme den Apple-Kult erodieren. Vom neuen Samsung gibt es zumindest keine häßlichen Bilder von Produktfehlern.
Jörg Forthmann