NDR, MDR und RBB stehen Investigativ-Produktionsfirmen bei, alle anderen ARD-Anstalten nicht
Produktionsfirmen sind gefürchtet in Pressestellen. Ihre Investigativfilme haben allzu oft mit der Wahrheit wenig zu tun. Jetzt wollten die Firmen rechtlichen Beistand von den ARD-Anstalten – bekamen ihn aber nicht überall. Warum sich Pressesprecher nicht zu früh freuen sollten, lesen Sie hier.
Produktionsfirmen investigativer Dokumentationen werden schnell durch versierte Medienanwälte ins Visier genommen, denn die Filme haben mit der Wahrheit allzu oft wenig zu tun. Oder sie sind mindestens im Detail fehlerhaft. Selbst wenn die Produktionsfirmen für öffentlich-rechtliche Sender unterwegs sind, schützt das nicht vor Fehlern in der Berichterstattung oder willentlicher Falschdarstellung.
Der Druck ist nun offensichtlich so groß, dass sich die Produzenten-Allianz an die ARD-Anstalten mit der Bitte gewendet hat, juristischen Beistand zu leisten. Das berichtet turi2 mit Bezug auf die Medienjournalistin Ulrike Simon. Doch die ARD-Anstalten reagierten nicht wie gewünscht: Nur NDR, MDR und RBB sagten einen generellen Haftungs Beistand zu. Die anderen sechs Anstalten lehnten ab.
Investigativfilmer sorgen weiterhin für genug Arbeit in der Krisen-PR
Für Pressesprecher ist das eine zwiespältige Nachricht: Wenn die Produktionsfirmen für NDR, MDR und RBB arbeiten, dürfen sie bei medienrechtlichen Auseinandersetzungen mit Schützenhilfe ihrer Auftraggeber hoffen. Das wird leider – so ist aufgrund der bisherigen Erfahrungen zu vermuten – dazu führen, dass journalistische Sorgfalt und angemessene, wahrheitsgetreue Darstellung hinter dem Ziel einer quotenträchtigen Dokumentation zurücktreten müssen. Bei den anderen ARD-Anstalten stehen die Produktionsfirmen weiterhin allein im Feuer; es ändert sich also nichts an der ohnehin schon unerfreulichen Situation.
Leider werden die Investigativ-Formate innerhalb der ARD-Anstalten weiter gereicht und in den dritten Programmen oder in den Spartensendern mehrfach erneut ausgestrahlt. An diesem Effekt ändert sich auch nichts. Pressestellen müssen sich weiterhin bei medienrechtlichen Auseinandersetzungen an die verschiedenen ARD-Anstalten wenden und dort um ihre Rechte kämpfen.
Einziger Trost: Es hätte schlimmer kommen können
Unter dem Strich ist die Verweigerung des juristischen Beistands durch sechs ARD-Anstalten nur dahingehend eine gute Nachricht, dass es noch schlimmer hätte kommen können. Es bleibt so furchtbar wie es ist bei den ach so ehrbaren öffentlich-rechtlichen Sendern, die eigentlich für Qualitätsjournalismus stehen müssten.
Als Krisenberater müsste ich mich eigentlich freuen, denn das Arbeitsbeschaffungsprogramm der ARD-Anstalten läuft weiter. Richtig ist das trotzdem nicht.
Jörg Forthmann