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Krisen-PR: Klassenkeile für Ritter Sport

Wie der Schokoladenhersteller als Sanktionsbrecher abgestraft wird

Ritter Sport liefert trotz des Ukraine-Kriegs weiter Schokolade nach Russland – und erntet einen gewaltigen Shitstorm. Sehen Sie hier, wie schlimm die Lage für das schwäbische Unternehmen wirklich ist. Und warum Ritter Sport damit rechnen muss, dauerhaft in der Kommunikationskrise zu sein.

Im Ukraine-Krieg gibt es für die Deutschen offensichtlich nur Gut oder Böse. Wer weiter Geschäfte mit Russland macht, ist eindeutig schlecht. Das hat jetzt auch Ritter Sport zu spüren bekommen. Der schwäbische Schokoproduzent liefert weiter gen Osten und erlebt einen gehörigen Shitstorm. Die negativ aufgeladene Reichweite explodiert, und die Reputation schmiert ab.

Jetzt rächt es sich, dass das Unternehmen mit erfolgreichem Marketing eine enorme Fallhöhe geschaffen hat. Ritter Sport ist nachhaltig, liefert qualitativ hochwertige Produkte und präsentiert sich sehr sympatisch. Und ausgerechnet diese Love Brand „verdient weiter im Krieg“. Selbst der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, äußert sich zum Ritter-Sport-Skandal. Der Botschafter schlägt mittlerweile gegen jedes Unternehmen um sich, das sich verdächtig macht, weiterhin mit Russen Geschäfte zu machen – ohne sich mit den Fakten vertraut zu machen. Doch das hilft den Schwaben nicht. Die Öffentlichkeit ist auf Empörung gebürstet.

Ritter Sport versucht, sich mit Argumenten zu erklären:

„Um Arbeitsplätze und auch die Lebensgrundlage von vielen Kakaobauernfamilien zu sichern, liefern wir weiterhin Schokolade für die russische Bevölkerung, haben jedoch sämtliche Investitionen in Russland sowie unsere Werbung bereits seit einigen Wochen gestoppt.“

Auch die Ankündigung, die Gewinne aus dem Russland-Geschäft zu spenden, beruhigt die Gemüter nicht.

Normalerweise verfliegt die Empörung nach zwei bis drei Tagen, und die nächste Sau wird durch’s Dorf getrieben. Bei Ritter Sport könnte das anders sein. Es gehört zu den wenigen Unternehmen, die bislang als Sanktionsbrecher öffentlich gebrandmarkt wurden. Damit besteht für Ritter Sport das realistische Risiko, zum Synonym für Geschäftemacherei im Ukraine-Krieg zu werden. Je blutiger der Krieg in der Ukraine wird, desto schädlicher wird diese Kommunikationskrise. Denn: Aktuell dürfte der Umsatzeinbruch in Deutschland kaum spürbar sein. Wenn sich die Krise einschleift, könnte daraus ein Verbraucherboykott werden.

Damit sitzt Ritter Sport in der Sackgasse: Unternehmerisch kann man aus dem russischen Markt nicht rausgehen, denn das ist der wichtigste Absatzmarkt – noch vor Deutschland.  Kommunikativ kann man hingegen in Russland nicht bleiben. Da sind kreative Ideen gefragt. Wie wäre es mit einer Protest-Schokoladenserie gegen Krieg, Hunger und andere von Menschen gemachte Krisen? Mit prominentem NGO-Partner?

Jörg Forthmann

 

Jörg Forthmann
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