Glaube an Besserung überzeugt nicht: Fifa verliert Rechnungsprüfer
Der Weltfußballverband Fifa wollte sich mit seinem neuen Präsidenten Gianni Infantino rehabilitieren. Doch die Zweifel daran sind so groß, dass jetzt sogar KPMG seinem Kunden die rote Karte zeigt. Offensichtlich ist das Risiko für die Wirtschaftsprüfer so groß, dass der eigene Ruf durch den Auftraggeber Fifa ernsthaft beschädigt wird. Was das für den Fußball-Weltverband bedeutet.
Die Enthüllungsgeschichten zur Fifa reißen nicht ab. Im Wochentakt berichten Journalisten von neuen Intrigen und Vergehen – obwohl doch die neu gewählte Führungsriege Besserung gelobt hatte. Diese Berichten basieren vorwiegend auf den Aussagen von Denunzianten oder auf kritischen Beobachtungen von außen. Da fiel es den Fifa-Verantwortlichen noch einigermaßen leicht, die Vorwürfe zu dementieren – oder einfach zu ignorieren.
Infantino verstößt gegen jede Regel der Krisen-PR
Nun aber ist ein Brief der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG an den Fifa-Präsidenten Infantino vom 2. Mai 2016 bekannt geworden. Darin äußern die Prüfer ihre Besorgnis über die Reform- und Compliance-Anstrengungen des obersten Fußball-Verbands und bitten um einen Gesprächstermin. Doch der Fifa-Chef ist nicht einsichtig. Solche Briefe hätten Dienstleister nicht zu schreiben, habe Infantino seine Rechnungsprüfer belehrt. Die „Frankfurter Allgemeine“ berichtet:
Nach 16 Jahren bei der Fifa bestätigte KPMG am Montag, dass die Prüfungsgesellschaft ihr Mandat bei der Fußballorganisation schon am 9. Juni mit sofortiger Wirkung niedergelegt hatte.
Für die Fifa ist das ein riesen Eigentor: Die KPMG-Prüfer sind Insider, kennen die Organisation im Detail. Sie kritisieren die Ankündigung des Verbands, Gewinnausschüttungen an Kontinental- und Nationalverbände deutlich zu steigern – obwohl diese Gelder in der Vergangenheit von einigen Empfängern missbräuchlich verwendet wurden. Eine stärkere Kontrolle dieser Gelder hat KPMG offensichtlich vermisst. Wohlgemerkt: KPMG hat das Mandat mit sofortiger Wirkung niedergelegt – deutlicher kann ein Rechnungsprüfer nicht reagieren.
Treiber der PR-Krise sind 2,6 Milliarden Dollar für Entwicklungsprojekte
Dabei geht es um erhebliche Summen: In den vergangenen 15 Jahren zahlte der Verband rund 2,6 Milliarden Dollar für Entwicklungsprojekte. „Immer wieder gab es Hinweise, dass Gelder veruntreut wurden und der Bestechung von Wahlmännern dienten“, vermerkt die „Frankfurter Allgemeine“. Merkwürdig mutet an, dass gerade diese Gelder nach der Wahl von Infantino deutlich erhöht wurden und gleichzeitig die Wirtschaftsprüfer eine ausreichende Kontrolle vermissen.
Für Infantino ist das eine böse Nachricht. Ausgerechnet die, die ihm die Ordnungsmäßigkeit seiner Geschäftsführung bestätigen könnten, werfen ihm den Auftrag vor die Füße. Angesichts eines Jahresumsatzes von 1,15 Milliarden Dollar dürfte das ein gehöriger Honorarverzicht von KPMG gewesen sein, der nicht leichtfertig erfolgte. Der Scherbenhaufen ist nun perfekt.
Krisenkommunikatoren sprechen vom „Ausbruch aus Stalingrad“
Die Fifa war vor der Wahl von Infantino umzingelt von Gegnern, die von – zum Teil kriminellen – Machenschaften zu berichten wussten. Die Neuwahl des Fifa-Präsidenten war die eine Chance, das Steuer herumzureißen und mit den Sünden der Vergangenheit rigoros aufzuräumen. Krisenkommunikatoren vergleichen diese Lage mit einem Ausbruch aus Stalingrad – wenn er nicht gelingt, bricht die Front zusammen. Die Fifa hat den „Ausbruch aus Stalingrad“ nicht geschafft. Das Fortsetzen der unsauberen Geschäftspraktiken ist nun – indirekt, aber eindrücklich – von den Rechnungsprüfern bestätigt. Einen zweiten Versuch wird das Publikum den Verantwortlichen nicht mehr abnehmen.
Sehr geehrter Herr Infantino, das Spiel ist vorbei.
Jörg Forthmann
Moin Herr Forthmann,
meines Wissens ist Herr Infantino Zögling Blatters.Der hat gar kein Interesse daran die FIFA zu säuibern.
Gute PR ist m.E. das Verhalten von KPMG.
Ihnen einen schönen Tag!
Besten Gruß M.Fritz