Kaum hat Telefónica einen gelungenen Börsengang hingelegt, wurde den Aktionären ein Sahnehäubchen serviert: Zukünftig wolle der Telekommunikationskonzern Bewegungsprofile von O2-Kunden verkaufen. Wenig später ruderte der Konzern ob der Empörungswelle in Deutschland zurück. Widerwillig.
Der öffentliche Aufschrei war jedoch absehbar. Beim Wutbürger-Barometer, das das Faktenkontor exklusiv für die Wirtschaftswoche erstellt, liegen Datenschutzthemen im oberen Drittel der hochsensiblen Themen. Schufa, Facebook und Google haben beim Datenschutz bereits Reputation eingebüßt.
Telefónica hat drei Fehler begangen:
- Der Verkauf von Bewegungsprofilen wurde kommuniziert, ohne zu prüfen, welche Risiken damit einher gehen. Ein kurzes Screening der Berichterstattung der letzten Monate hätte die Alarmleuchten zum Glühen gebracht.
- O2 dachte bei der Kommunikation des neuen Geschäftsmodells überhaupt nicht an seine Kunden. Was haben sie davon? Bessere Angebote? Neue Services, die den Alltag erleichtern? Nichts davon war zu lesen.
- Reumütig knickte Telefónica ein. Auf der deutschen Webseite war im Pressebereich aber immer noch die Presseinformation vom Börsengang zu lesen. Das Thema sollte schnellstmöglich beerdigt werden. Da Telefónica mit den Bewegungsprofilen ohnehin überall zu lesen ist, zeigt der Konzern hier eine unnötige Schwäche, mit kritischen Themen umzugehen. Verstecken hilft nicht.
Jörg Forthmann